
#giftringe haben ihren ursprung in asien und im vorderen orient. so wird von der mesopotamischen prinzessin zabba berichtet, die lieber ein tödliches gift aus ihrem ring schluckte, als in gefangenschaft von fremder hand zu sterben. archäologisch lassen sie sich bis mindestens in die griechische antike zurückverfolgen. zuvor hatte man amulette und andere dinge in beuteln um den hals oder gürtel getragen. diese ringe nun, versehen mit scharnieren und medaillons oder ausgehöhlten edelsteinen, setzten sich schnell in der ganzen welt durch, vor allem, um die teuer gehandelten reliquien – knochensplitter, zähne oder haare von heiligen und märtyrern immer am mann oder an der frau haben zu können, aber auch miniaturbilder oder parfümierte pomaden, schließlich stank es in den gassen der alten städte fürchterlich.
der begriff „giftring“ wurde im 15./16. jh. populär, als allgemein angenommen wurde, dass der adel solche ringe dazu benutzte, um unaufällig speisen oder getränke von konkurrenten zu vergiften oder den selbstmord eines ringbesitzers, der der gefangennahme und folter entgehen wollte, zu ermöglichen. so soll lucrezia borgia ihre rivalen auf diese weise erledigt und sich auch selbst vergiftet haben, was allerdings nicht bewiesen ist, obwohl auch ihr bruder cesare einen gesiegelten ring mit einer schiebefläche besaß und häufig geprahlt haben soll, „die kraft des löwen“ gegen seine feinde einzusetzen.
in zeiten religiöser und politischer umwälzungen wurden mit miniaturen bemalte behälterringe auch oft verwendet, um die wahre politische einstellung ihres trägers zu verbergen. im 16. jh. waren sie als begräbnis- oder trauerringe beliebt, man schleppte zähne, haarsträhnen oder porträts der verstorbenen am finger mit sich herum. aber kein gift ohne gegengift. denn zugleich wurden ringe als medizin gegen alle mögliche anfeindungen – krankheiten, böser blick und eben auch vergiftung etc. – getragen. korallen wurde nachgesagt, dass sie böse geister vertreiben, bergkristalle halfen gegen gifte und finden sich so auch in vielen alten trinkgefäßen verarbeitet, und von abbildungen eines skorpions versprach man sich ebenfalls immunität gegen gifte, also trug man ringe und talismane (talismänner? – wie heißt der plural?) mit eingravierten skorpionen.
tatsächlich dokumentierte todesfälle durch den einsatz eines giftrings gibt es wenige. denn es war ziemlich schwierig, den giftgeschmack zu verschleiern und eine dosis so stark zu machen, dass sie tödlich war, aber trotzdem in einen ring passte. verbürgt ist beispielsweise der selbstmord des demosthenes, eines griechischen staatsmannes, der eine revolte gegen alexander den großen anführte, und kurz bevor er verhaftet werde sollte, ein gift schluckte, das er in einem hohlen ring versteckt hatte; so behauptet zumindest plutarch. auch hannibal soll einen giftring getragen haben, von dem er am ende möglicherweise gebrauch gemacht hat. im britischen museum wird ein ausgehöhlter onyx aufbewahrt, der mit dem kopf eines gehörnten fauns graviert ist; um an das gift zu kommen, musste man nur die dünne hülle des onyx zerbeißen – das soll sein besitzer, der römische offizier furius camillus, tatsächlich auch getan haben und daran gestorben sein, wie der geschichtsschreiber plinus berichtet. der wegen seiner grausamkeit gefürchtete junge kaiser heliogabalus trug ebenfalls einen giftring als selbstversicherung, wurde jedoch ermordet, bevor er das gift schlucken konnte. ein giftring hat möglicherweise auch dazu beigetragen, eine aristokratische fehde zwischen zwei mächtigen familien auszufechten – in bulgarien wurde 2011 ein bronzering mit einer geheimkammer und einem kleinen loch ausgegraben (foto), von dem vermutet wird, dass er im 14. jh. von dobrotitsa, dem herrscher von dobrudja, gegen eine andere einflussreiche familie in der festung kaliakra am schwarzen meer eingesetzt wurde – denn hier hatte es eine reihe bislang ungeklärter mysteriöser todesfälle gegeben. noch später, 1794, tötete sich der mathematiker, philosoph und politiker marquis de condorcet mittels gift aus einem ring, bevor die guillotine ihn töten konnte.
und nicht zu vergessen: in „asterix bei den schweizern“ versucht der fiese stadthalter agrippus virus den quästor claudius incorruptus mit hilfe eines giftrings umzubrigen – allerdings hat er die rechnung ohne miraculix gemacht:)
