
22.august 1812: ein 27-jähriger schweizer entdeckt die felsenstadt petra wieder.
heute gehört sie zum weltkulturerbe und ist eine der faszinierendsten archäologischen stätten überhaupt. die „rosenrote stadt, halb so alt wie die zeit“, im königreich jordanien gelegen, war im 4. jahrhundert v.u.z. die hauptstadt der nabatäer, die die handelsrouten von oase zu oase in arabien kontrollierten und sich später mit den römern verbündeten.
johann ludwig burckhardt, der aus einer reichen baseler familie stammte, sich in england john lewis und im orient scheich ibrahim ibn abdallah nannte, wollte eigentlich die quelle des niger finden. das war sein großes ziel. 1809 sicherte er sich die unterstützung sir joseph banks, des präsidenten der britischen royal society, einer schlüsselfigur bei der förderung der erkundung afrikas für eine reise durch die sahara zu. burckhardt ging nach cambridge, lernte arabisch, um sich als muslim ausgeben zu können, und belegte vorlesungen in astronomie, chemie, minearologie, botanik und medizin, bevor er sich auf den weg machte.
er blieb zunächst in aleppo, nahm als indischer muslim getarnt arabischunterricht bei einem freundlichen christlichen araber (übersetzte probeweise „robinson crusoe“ ins arabische) und studierte den koran und das muslimische recht, um nicht als „ungläubiger“ enttarnt zu werden. ab 1810 unternahm er reisen durch syrien, lybien und palästina, wurde mehrmals ausgeraubt und kam durch gegenden, die vor ihm noch kaum ein europäer gesehen hatte.
1812 wollte burckhardt eigentlich nach timbuktu, als ihm einheimische auf dem weg von nazareth nach kairo von geheimnisvollen ruinen in einem engen bergtal abseits der straße, in der nähe des angeblichen grabes von aaron, des bruders von moses, berichteten. er ahnte, dass es sich um die historische stadt petra handelte, die ihm aus alten schriften bekannt war. nachdem er behauptet hatte, er wolle aaron eine ziege opfern, fand sich ein örtlicher führer, der bereit war, ihn in das tal zu bringen. die prächtigen antiken gräber und die überreste des römischen tempels, die er hier vorfand, müssen ihn überwältigt haben. da er aber angst hatte, eine eingehendere untersuchung der ruinen würde misstrauen wecken und ihn als ungläubigen oder schatzsucher enttarnen, opferte er nur die ziege, und machte sich noch in derselben nacht auf die weiterreise.
1813 fuhr burckhardt den nil hinauf, um nubien zu erkunden und entdeckte dabei per zufall auch noch die fast vollständig im sand begrabenen kolossalstatuen des berühmten ramses-tempels in abu simbel. 1814 pilgerte der forscher nach mekka und war so (nach ulrich jasper seetzen 1809) der zweite bekannte christ, der die „hadsch“ absolviert hat, ohne aufzufliegen. 1815 folgte medina, 1816 der sinai. zurück in kairo konnte ludwig burckhardt noch seine für die europärer außerordentlich aufschlussreichen reiseberichte und ethnographischen beobachtungen zu ende schreiben, bevor er 1817, mit 32 jahren, an der ruhr starb. den niger hat er nicht gefunden.
_burckhardts reiseberichte online: https://archive.org/details/bub_gb_uvy9aaaacaaj
