Mahlers Opus summum

12. september 1910: gustav mahler dirigiert die uraufführung seiner 8. sinfonie. der abend wird zu seinem größten erfolg und die 8. zu seinem wichtigstes werk, seinem „opus summum“.

mit den vorbereitungen für die aufführung der sinfonie, die 1907 fertig geworden war, hatte man schon anfang des jahres begonnen. mahler selbst wählte die chöre aus. 350 schüler der münchner zentral-singschule für den kinderchor, der leipziger großchor riedel-verein und der wiener singverein. am ende bestand der chor aus 850 stimmen und das erweiterte orchester des münchner konzertvereins trat mit 170 musikern auf. bruno walter suchte die solisten aus, der junge otto klemperer assistierte mahler bei den proben. der impresario emil gutmann mietete die neu erbaute müchener musik-festhalle an und versuchte den kartenverkauf zu mahlers großer verärgerung mit dem beinamen „symphonie der tausend“ anzukurbeln.  der saal fasste 3200 zuschauer, das konzert war bis zum letzten platz ausverkauft und im publikum saß alle mögliche prominenz, camille saint-saëns, hugo von hofmannsthal, max reger, max reinhardt, richard strauss, anton webern, stefan zweig, thomas mann…

nach dem schlussakkord totenstille, dann ein 20-minütiger frenetischer applaus und jubel; am nächsten tag, anders als früher, durchgehend euphorische berichte in der presse (nur richard strauss und adorno hatten was zu meckern).

es war das letzte mal, dass mahler eine premiere eines eigenen werkes dirigierte. acht monate nach dem triumph von münchen starb er mit nur 50 jahren. das auditorium, der raum und der chor waren ihm bei der uraufführung „viel zu klein“ gewesen und es hätte ihn sicher entzückt, zu wissen, dass willem mengelberg die sinfonie zwei jahre später in frankfurt vor 12000 zuschauern und mit noch deutlich größerem chor aufführen ließ.

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