Das Ende einer Ikone

🧣als sich die tänzerin isadora duncan am abend des 14. september 1927 auf einer probefahrt in ihrem nagelneuen offenen amilcar torpedo auf der promenade des anglais in nizza in ihrem sitz zurücklehnte, um die meeresbrise zu genießen, und sich ihr langer seidenschal im fahrtwind um das hinterrad des wagens wickelte, ihr den hals brach und ihr körper auf die straße geschleudert wurde, war das die letzte, aber nicht die einzige tragödie ihres lebens, die mit einem auto zu tun hatte. 

die exentrische amerikanerin, die korsettlos und barfuß tanzte, die den modernen tanz revolutioniert, wenn nicht sogar erfunden hatte, die freigeistige bohemienne, die feministin, darwinistin, kommunistin (dafür hatte man ihr die us-staatsbürgerschaft entzogen), der bisexuelle vamp mit den unzähligen männern und frauen, von mercedes de acosta bis sergej jessenin, war überall auf der welt unterwegs, wurde überall gefeiert – und baute überall autounfälle. mehrfach wurde sie schwer verletzt, in leningrad gar bewusstlos geschlagen, nachdem sie in einen wagen gerammt hatte, und auch bei anderen gelegenheiten entging duncan nur knapp dem tod. 

die größte katastrophe ereignete sich im april 1913, als ihre kinder – der 6-jährige patrick (enkel des theaterdesigners gordon craig) und die 3-jährige deidre (ihr vater war paris singer, einer der söhne des nähmaschinen-königs) – zusammen mit ihrer gouvernante ertranken, weil die bremsen ihres wagens versagt hatten und er auf dem weg nach versailles, wo isadora wartete, in paris in die seine gefallen war. eine tragödie, von der sich die duncan nie ganz erholen sollte. 

1927 dann, in nizza, war sie 49, längst alkoholabhängig und füllig geworden, und wollte ihre memoiren schreiben bzw. schreiben lassen, von ihrer freundin, der journalistin mary desti dempsey. 

auch der rote schal, von dem man auf dem foto ein paar fussel sieht, war ein geschenk von desti, die neben duncan auf der rückbank des unglückswagens gesessen hatte und unverletzt blieb, so wie der chauffeur benoît falchetto, der nach dem unfall schreiend auf der straße herumlief und immer nur rief: „ich habe die madonna getötet!“ #isadoraduncan

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