„Der Lappen in der gelben Farbe…“

… der 19. september 1941. von da an war der judenstern zu tragen, der sechszackige davidstern, der lappen in der gelben farbe, die heute noch pest und quarantäne bedeutet und die im mittelalter die kennfarbe der juden war, die farbe des neides und der ins blut getretenen galle, die farbe des zu meidenden bösen…«. viktor klemperer

angeregt hatte goebbels persönlich eine äußerliche kennzeichnung der juden schon im mai 38, reinhard heydrich hatte das anliegen ein halbes jahr später nochmal vorgetragen und sich dabei gegen hermann göring durchgesetzt, der statt eines „judensterns“ lieber eine uniform für juden wollte. da hitler anfangs zögerte, weil er sanktionen des auslands fürchtete, verzögerte sich die allgemeine einführung des „kainsmals“. aber nachdem die „endlösung“ beschlossen war, fielen auch die letzten masken des regimes. am 19.9.1941 trat die polizeiverordnung vom 1.9. in kraft – sie betraf alle juden ab 6 jahren.

die verteilung der „judensterne“ oblag dem reichsverband der juden in deutschland, einer zwangsorganisation, die die sterne für drei pfennige pro stück kaufen und für zehn pfennige verkaufen musste. jede nach den nürnberger gesetzen als jüdisch klassifizierte person musste 4 stück abnehmen, sie entlang einer aufgedruckten schwarzen linie aus dem stoff ausschneiden, den überstehende rand umschlagen und in höhe der linken brust an die kleidung nähen…
in den besetzten gebieten hatte es die zeichen zur identifierung schon länger gegeben: ab ende oktober 1939 in einigen orten in polen (weiße armbinde mit blauem davidstern), ab ende november im ganzen von hans frank kontrollierten gebiet, nach dem deutschen überfall auf die sowjetunion, ab frühjahr 1942 dann auch in belgien und den niederlanden usw. in norwegen und dänemark wurde das „judenabzeichen“ nie eingeführt (wobei die geschichte, dass der dänische könig christian X. aus solidarität einen gelben stern trug, erfunden ist; allerdings hat er gegenüber seinem finanzminister vilhelm buhl geäußert, dass, wenn die deutschen den stern in dänemark einführen, „sollten wir ihn vielleicht alle tragen“).

viele verbündete deutschlands folgten dem beispiel der nazis. in kroatien wurde den juden im mai 1941 befohlen, ein abzeichen zu tragen (ein großes gelbes rechteck mit dem dem buchstabeb ž für židov: („jude“), in der slowakei und rumänien ab september 1941, in bulgarien ab august 1942 (aber nicht wirklich durchgesetzt), allein in ungarn gab es breiteren widerstand gegen das abzeichen, und es wurde erst im märz 1944 eingeführt, nach dem deutschen einmarsch eingeführt.

eine million gelbe sterne wurden 1941 in der berliner wallstraße 16 gedruckt. nach der „arisierung« des gebäudes (es gehörte vorher den jüdische textilherstellern jakob intrator und jakob berglas) zog 1938 die stoffdruckerei geitel & co hier ein. anfangs hatte sie noch fahnen und wimpel für die spd hergestellt, dann hakenkreuze und reichsfahnen, nun produzierte sie halt davidsterne und kassierte dafür 30.000 reichsmark. anders als die stigmatisierten und das gebäude hat die fahnenfabrik geitel den krieg gut überstanden, heißt heute „best berliner stoffdruckerei gmbH fahnenmanufaktur“ und hat u.a. die „flagge der einheit“ hergestellt, die am 3. oktober 1990 um mitternacht vor dem reichstag gehisst wurde.

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