
shoichi yokoi wurde berühmt, weil er sich noch 28 jahre nach ende des krieges in einer höhle versteckt hielt und erst am 24. januar 1972 entdeckt wurde.
der unteroffizier der kaiserlich japanischen armee war 1943 mit 20000 weiteren soldaten nach guam geschickt worden, um die pazifikinsel zu verteidigen. als die us-truppen sie 1944 zurückeroberten, floh er mit einigen kameraden in den dschungel. die kapitulation japans 1945 bekam er nicht mit. und als jahre später flugblätter abgeworfen, die über das ende des krieges informierten, hielt shoichi yokoi sie für feindpropaganda und eine kapitulation ohnehin für unehrenhaft. 1964 starben die letzten beiden kameraden, mit denen er kontakt hatte; wahrscheinlich sind sie verhungert. und so blieb er in völliger isolation allein in der wildnis. erst 1972 entdeckten zwei fischer den japanischen robin hood zufällig und überwältigten ihn. anfangs wollte niemand glauben, dass er sich jahrzehnte in der wildnis versteckt gehalten hatte. doch yokoi führte die polizei zu seiner gut getarnten erdhöhle – samt einstiegsleiter, feuerstelle, belüftungsschacht, toilette und bett aus bambusstöcken und bananenschalen. die beamten fanden auch handgranaten, seile, fangnetze, ein fernglaslinse, mit der er feuer gemacht hatte und eine japanische flagge.
für den introvertierten shoichi yokoi war aufgeben nie in frage gekommen. um ihn herum waren bei den angriffen der amerikaner über 19000 japaner umgekommen oder gefangen genommen worden, aber er hatte kaiser hiroito treue bis in den tod geschworen, und in der hoffnung, dass eines tages verstärkung käme, ausgeharrt und sich versteckt. in all den jahren achtete er darauf, keine selbstgespräche zu führen, um sich nicht zu verraten; tagsüber schlief er, nachts sammelte er kokosnüsse, bananen, mangos, wurzeln und bambus, jagte schnecken, katzen, frösche, krebse, vögel, ratten und legte fallen mit kokosraspeln als köder und netze für fische und garnelen aus. rattenfleisch, besonders die leber, mochte er am liebsten, fügte aber hinzu, dass er es sich nicht leisten konnte, groß darüber nachzudenken, ob ihm etwas schmeckte oder nicht. er litt ständig hunger und habe alles gegessen. und weil die kakerlaken seine vorräte auffraßen, holte er sich kröten in die höhle, die ihrerseits die kakerlaken fraßen. die kröten waren auch seine einzigen verbündeten, berichtete er später.
dass yokoi im zivilen leben schneider gewesen war, kam ihm nun zugute. als seine uniform allmählich auseinanderfiel, begann er die rinde von pago- und hibiskusbäumen abzuschaben, zerfaserte sie, schlug sie zu fäden breit und verspann sie dann in einer primitiven selbstkonstruierten webmaschine. eine schere gehörte zu seiner ausrüstung, die nadeln zum zusammennähen der teile bastelte er sich aus dornen, knöpfe aus plastikteilen einer taschenlampe und eine gürtelschnalle aus draht. klingt gar nicht so kompliziert. aber es brauchte zwei jahre, bis er eine hose und eine jacke fertig hatte (auf dem foto). andererseits war zeit das einzige, was er in überfluss hatte. im laufe der jahre hat sich yokoi insgesamt drei garnituren geschneidert.
shoichi yokois rückkehr, die er als schande empfand und für die er sich entschuldigte („es ist mir sehr peinlich, lebend zurückzukehren“), verfolgten mehr als 70 millionen japaner am fernseher – die einen fasziniert von der loyalität gegenüber seinem kaiser, die anderen angewidert vom kadavergehorsam.
als man ihn fand, wog yokoi 41 kilo, er erholte sich aber schnell und gewöhnte sich an die inzwischen völlig anders gewordene welt, wenn ihn auch deren glitzer störte und dass der kaiser zb. in bunten illustrierten abgelichtet war, in denen es nun auch leicht bekleidet damen zu sehen gab. nachdem er sich erholt hatte, fuhr yokoi in sein heimatdorf (seine eltern waren längst gestorben), das inzwischen in einer großstadt aufgegangen war und besuchte sein eigenes grab – auf dem verwitterten stein stand: gestorben 30. september 1944, guam.
noch im jahr seiner rückkehr heiratete yokoi eine mihiko (er soll zahllose angebote von frauen bekommen haben); die flitterwochen verbrachten sie auf guam (!). yokoi zog mit seiner frau aufs land, predigte fortan gegen den konsum, schrieb survival- und ernährungsratgeber, hielt vorträge und trat in der fernsehsendung „yokoi und die sieben schönen“ auf, in der er frauen die kunst des überlebens beibrachte. er starb 1997 mit 82 jahren.
shoichi yokoi war der berühmteste, aber nicht der erste und nicht der letzte japaner, der im dschungel ausgeharrt hatte; es sollen insgesamt über 2300 soldaten gewesen sein. aus angst, als deserteure zu gelten, aus pflichtgefühl oder unwissenheit hielten sich einige monate, andere wie yokoi jahre auf irgendwelchen ehemals von japan besetzten inseln versteckt (hiroo onoda zb. auf der philippinischen insel lubang, wo er eine art guerillakrieg führte und sich mit diebstählen über wasser hielt. als er 1974 endlich erwischt wurde, glaubte er erst an die kapitulation japans, nachdem man seinen ex-vorgesetzten eingeflogen und der ihn höchstpersönlich von seinen militärischen pflichten befreit hat).
