
wollte mal nachsehen, was am 27.januar 1945, dem tag der befreiung des vernichtungslagers auschwitz, so in deutschen zeitungen geschrieben wurde. hab es nur die „leipziger neuesten nachrichten“ online gefunden. aber es reicht, um zu sehen, dass sie immer noch nicht genug hatten.
auf s. 1:
„gauleiter und reichsstatthalter martin mutschmann* besucht immer und immer wieder in den betrieben die schaffenden, die auf die fahne des führers geschworen haben (…) in seinem mit begeisterung aufgenommenen appell sagte er, daß der frontkämpfer von 1914 heute praktisch 30 jahre im kampf für sein vaterland steht. diese generation wird auch den letzten kampf bis zum sieg durchsetzen, weil sie weiß, daß unsere gegner die vernichtung und ausrottung des deutschen volkes wollen. es sei in der weiten welt für alle menschen alles da, man brauchte es nur richtig zu verteilen, aber solange der jude die güter dieser erde verteile, solange werde es keine ordnung geben, denn der jude hat noch nie ordnung aufgebaut, er hat immer nur zerstört. das weltjudentum verhindert, so betonte der gauleiter, die friedliche lösung der danziger (… – unlesbares wort), weil er wußte, daß die rote armee hinter ihm stand. jeder muss sich immer vor augen halten, daß der westliche plutokratische bolschewist ebenso wie der östliche bolschewistische plutokrat ein und dasselbe sind, nämlich das judentum, das keinen sozialen staat aufbauen lassen will. deshalb nahmen unsere gegner auch die friedensangebote unseres führers nicht an.
der gauleiter beleuchtetet dann den langen weg des verrats von stalingrad bis zum 20.juli. (…) die gegner sollen darüber im klaren sein, daß die deutschen männer bis zur letzten patrone kämpfen (…).“
*martin mutschmann, auch „könig mu“ genannt, seit 1922 nsdap-mitglied, seit 1925 gauleiter von sachsen, ab 1935 auch sächsischer ministerpräsident, war u.a. für das T4-mord-programm in sachsen verantwortlich. noch im april und anfang mai 45, als die alliierten vor den toren leipzigs und dresdens standen, ließ er menschen hinrichten, die nicht „bis zur letzten patrone“ kämpfen wollten. mutschmann selbst setzte sich am 7. mai aus dresden ab, versteckte sich im erzgebirge, wurde gefasst, und 1947 in moskau hingerichtet.
