Der erste Notendruck

15.mai 1501. in venedig erscheint der erste notendruck: „harmonices musices odhecaton a“

veröffentlicht hat ihn der „vater des modernen musikdrucks“, ottaviano petrucci (1466 – 1539), der mit seinen notendrucken die musikalische entwicklung nachhaltig vorantrieb und der ersten bedeutende musikverleger der welt wurde.

als petrucci, der allem anschein nach selbst nicht komponiert hat und auch nie als musiker in erscheinung getreten ist, mit mitte zwanzig aus urbino nach venedig kam, war die stadt das fortschrittlichste druckzentrum italiens. konnte man noten vorher ausschließlich handschriftlich vervielfältigen, hatten drucker hier in den 1470er-jahren erste versuche unternommen, gutenbergs bahnbrechende erfindung auch auf musiknoten anzuwenden (vermutlich mit holzplatten im blockdruck), konnten damit aber nur einfache notationen in schlechter qualität produzieren.

1498 nun gewährte der doge von venedig, agostino barbarigo, petrucci als einzigem drucker der stadt für 20 jahre das privileg, musik zu drucken und entsprechende bücher zu verkaufen. drei jahre später gelang ihm das erste beispiel polyphoner musik mit beweglichen lettern zu drucken, die eingangs erwähnte, von dem dominikanermönch petrus castellanus zusammengestellte, sammlung weltlicher (hauptsächlich französischer) lieder.

petrucci hatte dazu eine ganz neue technik angewandt, indem er auf jeder seite nacheinander drei abdrücke machte: einen mit den notenlinien, einen mit den wörtern, den dritten schließlich mit den noten selbst und all dies passgenau übereinander. das ergebnis war hinsichtlich schärfe und präzision allem bisher dagewesenen haushoch überlegen.

auf diese weise konnten noten nun erstmals günstig und in größeren auflagen gedruckt werden. in den nächsten zwei jahrzehnten produzierte petrucci dutzende bücher mit geistlicher und weltlicher musik, die eine flut weiterer drucke auslösten, sich in der ganzen damaligen ersten welt verbreiteten und dazu führten, dass das studieren, aufführen und genießen von musik nicht länger ein ausschließliches privileg des adels und der geistlichkeit blieb.

oben im bild das frontispiz des erstdrucks und daneben petruccis druckerzeichen: ein doppelkreuz und die umgekehrte birne mit seinen initialen o(ctavianus) p(etrutius) f(lorosemproniensis – sein geburtsort); dadrunter ein seitenausschnitt aus dem „odhecaton“

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