
sabiha gökçen * 22. märz 1913 – erste kampfpilotin der welt und adoptivtochter atatürks
mustafa kemal hatte sabiha kennengelernt, als er 1925 auf der durchreise in bursa halt machte. sie war 12, waise, lebte bei älteren geschwistern und erzählte ihm, dass sie so gern eine gute ausbildung machen würde, ihrer familie aber zu arm sei. er fragte sie, ob sie bei ihm leben wolle, und bekam die erlaubnis der geschwister, das mädchen zu adoptieren.
atatürk hatte aus seiner ehe mit latife uşaklıgil (die in seinem sinne als moderne frau mit unverhülltem gesicht und ohne hjjab in der öffentlichkeit auftrat, sich aber von ihm scheiden ließ) keine eigenen kinder, aber zwei pflegekinder – abdurrahim und ihsan – und acht adoptivkinder: sehra, rukiye, afet, nebile, afife, fikriye, ülkü, mustafa und nun noch sabiha.
ihr adoptivvater sorgte dafür, dass sie in ankara die grundschule und anschließend eine weiterführende schule in istanbul besuchen konnte. nach der namensreform 1934 bekam mustafa kemal von der nationalversammlung den ehrenvollen nachnamen „atatürk („vater der türken“), und der verpasste sabiha den namen „gökçen“ (in etwa „die himmlische“). das passte, denn ein jahr später entbrannte die 20-jährige beim ihrem gemeinsamen besuch einer flugschau für die fliegerei. mit atatürks segen absolviert sie als erste frau die akademie der neuen türkischen fluggesellschaft „türk kuþu“ („türkischer vogel“), wobei die pedalen der flugzeuge angepasst werden mussten, weil sie so klein war.
sabiha trat der türkischen luftwaffe bei, absolvierte einen teil ihrer militärischen ausbildung auf der krim und in moskau, und wurde die erste kampfpilotin der welt. allerdings war sie während der niederschlagung des aufstandes in der provinz dersim 1937 auch an bombardements kurdischer stellungen beteiligt, was ihr später verständlicherweise vorgeworfen wurde.
für atatürks reformbestrebungen war seine flieger-tochter ein ideales aushängeschild. 1938 schickte er sie auf eine balkantour über athen nach sofia, belgrad und bukarest. der etappen-flug sabiha gökçens fand große beachtung in der internationalen presse und machte die 25-jährige in der heimat zum „popstar“ und symbol der modernen türkischen frau (ob sie wirklich ethnische türkin war oder armenierin, wie der später ermordete türkische journalist hrant dink 2004 zu beweisen versucht hat, bleibt offen.)
sabiha flog auch nach atatürks tod ende 1938 weiter, sie heiratete (der mann starb aber schon 1943), wurde direktorin der zivilen flugschule, nahm 1951 freiwillig am koreakrieg teil, unterstützte als kampfliegerin die un-truppen. nach dem ausscheiden aus dem militärdienst beteiligte sie sich noch jahrelang an kunstflugvorführungen und -staffeln.
sabiha gökçen flog in ihrer laufbahn 22 verschiedene flugzeugtypen von propellermaschinen bis jets und gab die fliegerei erst mit 83 jahren auf. 2001, kurz vor ihrem tod, erhielt der zweite istanbuler flughafen ihren namen. wer weiß, ob er ihn unter den heutigen bedingungen behalten wird. sabiha gökçen hat sich ihr leben lang für frauenrechte und gegen den politischen islam ausgesprochen.
