
der 1. juni 1941 – ein sonntag und der erste abend von schawuot – markiert das ende der noch aus der zeit des babylonischen exils stammenden jüdischen gemeinde im irak. in einer zwei tage andauernden gewaltorgie vergeht sich ein wütender mob im jüdischen viertel bagdads an seinen nachbarn, zündet ihre synagogen an, plündert ihre häuser, misshandelt ihre kinder, vergewaltigt ihre frauen. einige familien können polizisten bestechen, andere werden von muslimischen freunden beschützt, doch 180 juden werden getötet (andere quellen gehen von einer viel höheren zahl aus, da etwa weitere 600 nicht identifizierte opfer in einem massengrab begraben wurden), unzählige andere verlieren ihr hab und gut – und ihre heimat.
juden hatten 1941 noch etwa ein viertel der bevölkerung bagdads ausgemacht, und die meisten sahen sich in erster linie als iraker und in zweiter linie als juden. im instabilen irak, von den briten formal in die unabhängigkeit entlassen, hatte anfang april 1941 der ultranationalist raschid ali al-gailani die königsfamilie gestürzt und die macht übernommen, wurde daraufhin von großbritannien militärisch bekämpft und musste nach seiner niederlage ende april aus bagdad fliehen. der farhud fand im darauffolgenden machtvakuum statt. als der regent abdul illah am 1. juni nach bagdad zurückkehrte, begannen sich die enttäuschten zurückgebliebenen anhänger al-gailanis an den juden auszutoben, denen sie vorwarfen, mit den briten kollaboriert zu haben und die mit dem gemetzel auch versuchten, von ihrer eigenen militärischen niederlage abzulenken. die britische armee, die hätte eingreifen können, zog ihre truppen zurück. und der regent ordnete erst am 2. juni um 17 uhr eine ausgangssperre an, die den pogrom schließlich stoppte.
zwar hatten schon zuvor durch den wachsenden deutschen einfluss eliminatorische ansichten ihren weg in den irak gefunden, hatten die deutschen die indoktrination der jugend vorangetrieben (u.a. besuchte „reichsjugendführer“ baldur von schirach 1937 den irak), bewunderten die iraker den raschen aufstieg nazideutschlands und gründeten antijüdische organisationen. und auch vorher waren die juden schon bürger zweiter klasse gewesen, „dhimmis“, eine „geschützte minderheit“ (solange, bis der schutz aus welchen gründen auch immer jeweils aufgehoben wurde), mit einer extra kopfsteuer belegt, zu schmiergeldern für dieses oder jenes gezwungen, und hatte es seit ende der 20er-jahre im zuge der herausbildung eines arabischen nationalismus auch bereits antijüdische bzw. antizionistische massenproteste gegeben. mit dem farhud war jedoch nun eine neue „qualität“ erreicht, die das leben der jüdischen gemeinde unerträglich machte. schikanen aller art, willkürliche verhaftungen etwa wegen falscher spionage-anschuldigungen und öffentliche hinrichtungen prominenter juden waren an der tageordnung – bis den etwa 150000 juden 1950 schließlich die ausreise gestattet wurde, unter der bedingung, dass sie ihr gesamtes eigentum und vermögen zurücklassen. die meisten gingen in den neuen staat israel.
