
der 26. april 1937 war ein montag. in gernika ist markttag. um 15.45 uhr beginnen kampfflugzeuge der deutschen legion condor und des italienischen corpo truppe volontarie spreng- und brandbomben über dem stadtzentrum abzuwerfen. sie werden innerhalb von dreieinhalb stunden in mehreren wellen 80% der „heiligen stadt“ der basken zerstören. mehrere hundert zivilisten sterben, tausende werden verletzt oder verbrennen in den feuern. eine luftabwehr und bunker gibt es nicht.
wolfram von richthofen, stabschef der legion condor in seinem tagebuch: „die 250er warfen eine anzahl häuser um und zerstörten die wasserleitung. die brandbomben hatten nun zeit, sich zu entfalten und zu wirken. die bauart der häuser: ziegeldächer, holzgalerie und holzfachwerkhäuser, führte zur völligen vernichtung. (…) bombenlöcher auf straßen noch zu sehen, einfach toll.“
die legion condor ist auf geheiß hitlers in spanien, um general franco im bürgerkrieg gegen die republik zu unterstützen. spanien ist zugleich das übungsfeld der wehrmacht für den kommenden (bomben-)krieg, gernika der „prüfstand“ (hermann göring) ihrer luftwaffe zur auslöschung der zivilbevökerung, wie sie gute zwei jahre später in polen und dann in ganz europa zum einsatz kommt.
gernika ist eine kleinstadt, sie hat zu der zeit weniger als sechstausend einwohner. und es ist auch nicht der erste luftangriff auf zivile ziele. ein paar wochen zuvor hatte die deutsche luftwaffe bereits die 20 kilometer entfernte stadt durango zerstört, mit etwa gleich vielen opfern. dass gernika in erinnerung bleibt und zum sinnbild für terror und zerstörung wurde, liegt natürlich an picassos monumentalgemälde.
pablo picasso ist hunderte kilometer entfernt in paris. er hat zugesagt, ein bild für den spanischen pavillion auf der pariser weltausstellung zu liefern, die am 12. juli beginnt. von den gräuel in spanien erfährt er am 1.mai. er kennt weder das baskische gernika, das er kastillisch guernica schreibt, noch kann er sich vor ort ein bild von der tragödie machen. was er in den wenigen verbleibenden wochen auf die riesige, 27 qm große leinwand malen wird, ist eine wütende, in mythos und allegorie verpackte universelle anklage gegen den krieg – ohne angeklagte.
die zahl der kunsthistorischen interpretationen wird in den kommenden jahrzehnten in die tausenden gehen. eine allgemeinverständliche „pointe“ für die breite masse liefert ein reporter aber schon 1944 nach, als er in „newsweek“ eine wahre oder erfundene anekdote verbreitet, die „guernica“ seitdem untrennbar begleitet: ein deutscher offizier kommt zu picasso ins atelier, sieht dort eine reproduktion des bildes hängen, fragt ihn: „haben sie das gemacht?“ und picasso antwortet: „nein, sie!“ („did you do this?“ – „no, you did.“).
heute ist das bild eine d e r antikriegsikonen; auf der weltausstellung 1937 ging es leer aus und albert speer gewann eine goldmedaille.
