
speed kennen wir. aber lazăr edeleanu? und dass er das zeug als erster in berlin zusammengebraut hat?
am 18. januar 1887 gelang dem 26jährigen chemiker im labor der friedrich-wilhelms-universität eine bis dahin unbekannte stark riechende substanz zu synthetisieren: das alpha-methyl-phenethyl-amin. dass es aufputscht und euphorisiert und im aufbau dem stresshormon adrenalin ähnelt, hat man erst 40 jahre später erkannt. da verpasste ihm der amerikanische chemiker gordon alles dann auch den kurznamen „amphetamin“ und die kenner nannten den stoff bald noch einfacher „speed“…
wer aber war der junge chemiker? dafür, dass er eine doch recht große sache herausgefunden hat, ist sehr wenig über lazăr edeleanu zu finden. geboren wurde er 1861 in bukarest. seine eltern waren arme juden, die sich später in die weinstadt focşani zogen, wo vater shaja edeleanu die familie mühsam als drechsler über wasser hielt. da der sohn begabt schien, ließ sie ihn mit zwölf trotzdem auf das saint sava college nach bukarest gehen. dort soll er in einem keller gewohnt und seine ausbildung mit nachhilfestunden selbst finanziert haben. 1882 machte lazar das abitur, im jahr darauf kam er nach berlin und begann bei august wilhelm von hofmann, carl rammelsberg und hermann von helmholtz zu studieren. vier jahre später dann die laborarbeit, die zum speed führte und über die er promovierte (das foto dürfte etwa aus dieser zeit stammen).
geld verdienen ließ sich damit nicht. edeleanu begann über erdöle zu forschen, in england, rumänien und dann wieder in berlin (im adressbuch habe ich ihn u.a. am kaiserdamm 99 in charlottenburg gefunden und seine firma in der behren- und später martin-luther-straße). hier leitete edeleanu ab 1904 die raffinerie „vega“ und fand mit der anwendung von flüssigem schwefeldioxyd zur raffination von rohöl ein komplett neues verfahren, das die herstellung von erdölprodukten revolutionierte und bis heute weltweit die standardmethode dafür ist. 1910 wurde er geschäftsführer der berliner disconto-gesellschaft, die dieses verfahren verwertete und die später in edeleanu-gmbh umbenannt wurde. in der nazizeit floh lazăr edeleanu, der die längste zeit seines lebens in berlin verbracht hatte, nach rumänien und starb 1941 in bukarest, während die (absichtslose) entdeckung nr. 1 des jüdischen chemikers in der form von „pervitin“ zum durchhaltehelfer der wehrmacht und später zur modedroge wurde.
