
die nachrichtenagentur „reuters“ kennt jeder. hier ihr gründer und namensgeber: paul julius reuter
geboren wurde er am 21. juli 1816 unter einem anderen namen: israel beer josaphat, sohn des kasseler rabbiners samuel levi josaphat und seiner frau betty sanders und enkel des rabbiners loeb witzenhausen.
josaphat absolvierte in göttingen eine kaufmännische lehre, arbeitete in der bank seines onkels, lernte den mathematiker karl friedrich gauß kennen, der damals mit der übertragung elektrischer signale über kabel experimentierte und begann sich für das noch in den kinderschuhen steckende feld der telegrafie zu begeistern.
doch erst einmal zog er mit 29 jahren 1845 nach london, trat im november desselben jahres zum christentum über, änderte seinen namen in paul julius reuter und heiratete eine woche später die ihrerseits konvertierte ida maria elizabeth clementine magnus, eine tochter des berliner bankiers friedrich martin freiherr von magnus.
mit ihr ging der frischgebackene paul julius reuter nach berlin und übernahm 1847 zusammen mit joseph stargardt eine verlagsbuchhandlung. in der vertrieb er radikale broschüren und „demokratische“ literatur, was dazu führte, dass er im revolutionsjahr 48 aus preußen fliehen musste. reuter verdingte sich als übersetzer in der pariser nachrichtenagentur von charles-louis havas (der späteren agence france presse), scheiterte mit einer zeitungsgründung und kehrte 1850 nach aachen zurück.
hier gründete er eine eigene agentur und schloss die 140 km lange übermittlungslücke aachen-brüssel, in dem er brieftauben nach brüssel schickte. die tauben waren schneller als die bahn und von brüssel aus konnten seine nachrichten über die schon bestehenden elektrischen telegrafeninien berlin-aachen und brüssel-paris weiter übermittelt werden.
1851, nunmehr 34 jahre alt, kehrte reuter nach london zurück, eröffnete sein „telegraphic office“ (später „mr. reuter’s office“, schließlich nur noch „reuters“) in der nähe der börse. er überredete die börsianer, ihm im gegenzug für ihre insider-informationen die infos anderer börsen im ausland zu liefern. reuter war erfinderisch beim einsatz technischer hilfsmittel, er gab die tauben auf, und nutzte die neue telegrafenlinie unter dem ärmelkanal. die londoner zeitungen und geschäftsleute abonnierten seinen zuverlässigen hochgeschwindigkeitsdienst, den er mit einem eigenen korrespondentennetz ausbaute.
1857 wurde reuter britischer staatsbürger. im amerikanischen bürgerkrieg stieg er zum hauptinformanten für großbritannien und europa auf, ab 1865 betrieb er zusätzlich unterseekabel zwischen england und norderney, ab 1869 ein weiteres zwischen frankreich und den usa, mit denen nachrichten wesentlich schneller als mit schiffen überbracht werden konnten. reuter dehnte die thematische breite seiner berichte aus, erfand codebücher, mit denen sich telegrammtexte um bis zu 80% verkürzen ließen, forcierte den ausbau seiner verbindungen nach südamerika, afrika, china, ostindien und australien und teilte in geheimen kartellverträgen mit seinen stärksten konkurrenten schließlich den internationalen nachrichtenmarkt auf.
1871 verlieh der herzog von sachsen-coburg und gotha reuter den adelstitel „freiherr“ (später gewährte königin victoria ihm das recht, diesen deutschen titel als „baron von reuter“ auch in großbritannien zu führen). reuter, der zwei töchter und drei söhne hatte, beteiligte seinen ältesten sohn herbert in den 1870er jahren zunehmend an der leitung des unternehmens und überließ ihm 1878 die alleinige geschäftsführung. julius de reuter starb mit 82 jahren 1899 in seinem haus in frankreich. herbert, der sich mit einer bankgründung als tochtergesellschaft der nachrichtenagentur verzockt hatte, erschoss sich 1915, wenige tage nach dem tod seiner frau. „reuters“ wurde verkauft, 1941 in eine stiftung umgewandelt, und 1984 als ag organisiert. das unternehme verfügt bis heute über das größte private satelliten- und kabelnetzwerk der welt, unterhält büros in mehr als 160 ländern und beschäftigt über 2000 journalisten, fotografen und kameraleute.
