
ida mett – *20.juli 1901 – anarchosyndikalistin, autorin
ida gilman, in smorgon im heutigen belarus als tochter eines jüdischen tuchhändlers geboren, engagierte sich in moskauer anarchistischen kreisen und wurde kurz vor ihrem diplom als medizinerin 1924 wegen subversiver aktivitäten verhaftet und relegiert. sie floh mit hilfe jüdischer schmuggler nach polen, lebte hier zwei jahre und eine zeit lang in berlin und kam 1926 nach paris.
hier beteiligte sich ida gilman an der redaktion von „dielo trouda“, der zeitschrift, die von dem ukrainischen anarchisten nestor machno und dem russen peter arshinov gegründet wurde und arbeitete, inzwischen unter dem pseudonym ida mett, an der verfassung des plattformismus mit. die gruppe schloss sie jedoch 1928 wegen der „ausübung religiöser riten“ aus – sie hatte nach dem tod ihres vaters meyer gilman eine jahrzeitkerze angezündet! (zudem soll ihre bearbeitung von machnos memoiren diesem nicht gepasst haben.)
in der gruppe hatte sie den russischstämmigen belgier nikolas lazarevitch kennengelernt. die beiden wurden ein paar, gaben gemeinsam die zeitung la liberation syndicale heraus und organisierten in frankreich, belgien und der schweiz kampagnen zur lage der russische arbeiterklasse. nach einer dieser aktionen wurden beide 1928 aus frankreich ausgewiesen und zogen nach belgien, hielten sich zwischendurch aber immer wieder illegal in frankreich und spanien bei gleichgesinnten wie simone weil, buenaventura durruti und francisco ascaso auf.
in belgien betätigte sich ida mett nicht nur in anarchistischen und antimilitaristischen kreisen und zusammen mit jean de boe und lazarevitch mit der herausgabe der zeitung „le reveil syndicaliste“ (mit der sie brach, nachdem dort ein antisemitischer artikel platziert worden war). sie beendete auch ihr medizinstudium und bekam das fehlende diplom, durfte jedoch weder in belgien noch in frankreich als ärztin praktizieren.
nach ihrer heimlichen rückkehr nach frankreich 1936 lebten mett und lazarevich illegal in pre saint gervais, wo sie ihren lebensunterhalt als sekretärin einer gasarbeitergewerkschaft und als korrespondentin des internationalen instituts für sozialgeschichte verdiente. alle ihre einbürgerungsgesuche wurden abgelehnt.
1940, inzwischen war die faschistische vichy-regierung am ruder, wurden ida und ihr 8-jähriger sohn marc verhaftet und in das internierungslager rieucros gesperrt, bis der französische trotzkist boris souvarine nach einem jahr ihre freilassung erreichte und sie, wieder mit ihrem aus dem camp la vernet geflohenen mann vereint, zuflucht in südfrankreich fanden (aber auch dort weiter überwacht wurden).
nach dem krieg arbeitete ida als krankenschwester in einem sanatorium für jüdische kinder in brunoy (ihr medizin-abschluss wurde von der neuen französischen republik wieder nicht anerkannt), später als technische übersetzerin in der chemischen industrie und sie veröffentlichte eine reihe historischer werke über die sowjetunion, darunter: eine neuauflage ihres berühmtesten buchs „die kommune vom kronstadt“ von 1938, eine studie über die russische bauernschaft vor und nach der revolution, ein blick auf die entwicklungen des kommunismus nach dem tod stalins, eine geschichte des sowjetischen bildungssystems und ein buch über das sowjetische gesundheitssystem, in dem sie auch den aufstieg des antisemitismus in der sowjetunion thematisierte.
ida mett nahm im mai 1968 noch aktiv an den studentenrevolten in paris teil und starb am 27. juni 1973. die französische staatsbürgerschaft wurde ihr bis zum schluss verwehrt.
