„When yussel went nazi“

joe jacobs *8.mai 1896 – der jüdische manager von max schmeling


josef jacobs, genannt „yussel the muscle“, wurde als sohn eines schneiders aus ungarn in der lower east side von new york geboren. er war der inbegriff des boxmanagers der 1920/30er jahre, an einer zigarre kauend, fedora tragend, gewieft, dreist, streitsüchtig, ein maschinengewehr-artiger schnellredner (er sprach ein „mischmasch aus englisch und ungarisch, als wäre er gerade erst vom schiff gestiegen“), der „nichts über boxen wusste, aber wusste, wie man verhandelt und den besten deal macht“, so max schmeling, sein berühmtester schützling.
jacobs wurde 1928 schmelings manager, als der begann, in den usa zu kämpfen. als schmeling 1930 um die vakante schwergewichtsmeisterschaft antrat, und in der vierten runde durch einen tiefschlag von jack sharkey zu boden ging, sprang jacobs in den ring und schrie so lange „foul“, bis der verwirrte schiedsrichter sharkey disqualifizierte. es war das einzige mal, dass die schwergewichtsmeisterschaft durch ein foul entschieden wurde.
die beiden boxer trafen 1932 erneut zu einem titelkampf aufeinander. nachdem sharkey im rückkampf eine umstrittene entscheidung gewonnen hatte, äußerte joe jacobs seinen berühmtesten satz: „we was robbed!“ – „sie haben uns den titel gestohlen!“
nach schmelings erfolgreichen einführung in die amerikanische boxszene reisten jacobs, schmeling und sein trainer max machon triumphierend nach deutschland. auf der überfahrt entdeckt jacobs ein lukratives nebengeschäft. die prohibition hatte den schwarzmarktpreis einer flasche champagner auf 50 dollar hoch getrieben, und als jacobs sah, dass eine flasche an bord nur 3 dollar kostete, kaufte er den gesamten bestand des schiffes auf: 20.000 flaschen.
1935 begleitete jacobs schmeling zu einem kampf gegen steve hamas nach hamburg. nachdem schmeling gesiegt hatte, standen er und 25.000 fans spontan auf und sangen die nazi-hymne mit zum „heil“ erhobenen armen. jacobs – so naiv in politik, wie schlau in ringangelegenheiten und unsicher, was er tun sollte, so schmeling, schloss sich, seine die allgegenwärtige havanna-zigarre in der hand dem gruß an, grinste und zwinkerte schmeling zu. dass dieser jude den hitlergruß machte, empörte die nazis, aber noch mehr die amerikaner, als fotos der szene veröffentlicht wurden: „when yussel went nazi“…
schmeling, der von jacobs den spitznamen „der schwarze ulan vom rhein“ verpasst bekommen hatte, wurde von ns-deutschland als paradebeispiel der arischen vorherrschaft gefeiert und nun von höchsten nsdap-stellen aufgefordert, seinen jüdischen manager zu feuern, er lehnte ab.
max schmeling an adolf hitler, 1935: „ich habe einen brief vom reichssportministerium erhalten. sie wollen, dass ich mich von joe jacobs, meinem manager seit 1928, trenne … ich brauche joe jacobs wirklich. ihm verdanke ich alle meine erfolge in amerika.“
jacobs arrangierte daraufhin, dass schmeling gegen joe louis kämpfte, den er im ersten kampf 1936 besiegte, während er den rückkampf 1938 verlor (ein anderer berühmte story, wie die niederlage gegen max baer). joe jacobs jedenfalls starb ein jahr später im alter von 41 jahren. schmeling: „wie oft hat er uns mit seiner ständigen aufgeregtheit zum lachen gebracht – gestikulierend, mit brüchiger stimme, nie einen satz beendend, an seiner zigarre arbeitend, nach luft schnappend… daran ist er gestorben“.

Hinterlasse einen Kommentar