Amalies Salon

amalie beer *10. februar 1767. die tochter des preußischen hoffaktors liepmann meyer wulff und seiner frau esther bamberger, führte über bald sechs jahrzehnte den glanzvollsten salon in berlin. 

bei rahel varnhagen ging es eher um literatur, bei fanny hensel um musik, bei den beers um „die gesellschaft“. und tatsächlich trafen sich bei ihnen alle großen geister der zeit. beide, amalie wie ihr mann, der zuckerfabrikant jakob herz beer, gehörten von hause aus zu den reichsten juden berlins, sie hatten eine hervorragende ausbildung genossen, waren große theater- und musikfreunde, standen der jüdischen aufklärung nahe und konnten es sich leisten, ihre vier kinder von den besten deutschen und jüdischen lehrern unterrichten zu lassen: meyer jacob beer wurde als giacomo meyerbeer ein berühmter komponist, wilhelm beer veröffentlichte als hobbyastronom zusammen mit johann mädler die erste mondkarte, und michael beer war zu seiner zeit ein bekannter autor. nur über heinrich beer ist wenig bekannt (er war wohl das problemkind der familie, komponierte auch, sammelte spazierstöcke und musikautographen und wurde irgendwann entmündigt). 
die mutter der vier, amalie, empfing indes ganz berlin, erst in einer stadtwohnung in der spandauer straße, später in der riesigen villa der familie im tiergarten (etwa dort, wo sich heute das bundeskanzleramt befindet, die villa fiel 1871 immobilienspekulanten zum opfer). es waren vor allem vertreter des bürgertums, die hier ein und ausgingen, aber auch adlige, angehörige des hofs und jede menge künstler und gelehrte. wenn carl-maria von weber in der stadt war, wohnte er bei den beers, die königin kam zum tee, die humboldts kamen zum plauschen und kanzler von hardenberg jede woche zum dinner…
amalie war aber weit mehr als gastgeberin und die mutter ihrer kinder. sie war, heute würde man sagen, eine netzwerkerin und in berlin nannte man sie „mama beer“, weil sie ein offenes herz und eine offene bieftasche für alle bedürftige hatte. natürlich sollten die philantropischen aktivitäten der beers auch zeigen, dass sie als juden die staatsbürgerschaft verdienten, begeisterung für preußen hegten und trotzdem jüdisch bleiben konnten. die beers unterstützten waisenkinder, deren väter im befreiungskrieg gefallen waren und amalie sammelte zusammen mit adligen damen gelder für kriegsverwundete. 
auch für den neuen „teutschen gottesdienst“ waren die beers mitverantwortlich. im sinne moses mendelssohns sollte er deutsch und jüdisch zugleich sein. dass gottesdienste überhaupt in diesem rahmen möglich wurden, war dem emanzipationsedikt von 1812 zu verdanken. und dieses wiederum war von freunden beers, wie karl august von hardenberg, durchgeboxt worden. 1815, bis dahin hatten die gottesdienste im hause jacobson stattfgefunden, stellten die beers ihr haus zur verfügung und es sollen jeweils bis zu tausend personen an diesen „avantgardistischen“ gottesdiensten teilgenommen haben, eine enorme zahl, die etwa einem drittel der erwachsenen gemeindemitglieder entsprach, und bei denen oft auch christliche sympathisanten, wie friedrich schleiermacher, zugegen waren. (1817 allerdings verbot der preußische staat diese gottesdienste wieder und erst 1840 wurde endlich die erlaubnis für einen eigenen „reformtempel“ erteilt).
amalie und jakob beer gehörten zu den treuesten erben moses mendelssohns. ihre lebensweise – im privaten kreis traditionell jüdisch, im öffentlichen leben gemeinnützig und allem aufgeklärt-weltlichen zugewandt – war beispielgebend noch für viele generationen nach ihnen.
amalie beer starb 1846 mit beinahe 90 jahren. die grabanlag der familie beer-meyerbeer kann man auf dem jüdischen friedhof schönhauser allee besuchen.

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