
rudolph wurlitzer wurde am 1.2.1831 in schöneck im vogtland geboren, nur wenige kilometer von markneukirchen, dem damaligen epizentrum des instrumentenhandels entfernt. seine familie baute und verkaufte hier schon seit dem 17. jahrhundert musikinstrumente.
1853 machte sich der junge wurlitzer mit 80 dollar und ohne englischkenntnisse nach amerika auf. er ging nach cincinnati, wo es eine große deutsche einwanderercommunity gab und hatte diverse aushilfsjobs, bis ihm klar wurde, dass er mit seinen mitgebrachten kenntnissen geld machen könnte. zu dieser zeit waren musikinstrumente extrem teuer, vor allem wegen der langen lieferkette. in der regel kaufte in den usa ein einzelhändler ein instrument bei einem großhändler, der es von einem importeur gekauft hatte. der wiederum hatte es von einem makler erworben, der es bei einem europäischen einkäufer gekauft hatte und der vom hersteller. rudolphs verbindungen nun verschafften ihm einen klaren vorteil. er kaufte die instrumente direkt vom produzenten – seiner familie, und konnte sie so zu einem deutlich niedrigeren preis anbieten als die konkurrenten.
1859 wurde wurlitzer amerikanischer staatsbürger und unterzeichnete seinen ersten vertrag mit der us-armee, weitere verträge folgten. infolgedessen trugen viele der trommeln, trompeten und signalhörner, die unionssoldaten im bürgerkrieg und us-truppen im späteren spanisch-amerikanischen krieg spielten, den namen „wurlitzer“.
einige instrumente ließ wurlitzer in einer fabrik herstellen, die er 1861 gebaut hatte. die meisten aber importierte er aus deutschland.
sein kontaktnetz hat er zeitlebens sorgfältig gepflegt. er unternahm häufig geschäftsreisen in die alte heimat und sorgte auch dafür, dass seine kinder deutsch lernten (er hatte 1668 leonie farny, eine einwanderin aus dem elsass geheiratet und mit ihr drei töchter und drei söhne). 1872 trat dann noch sein bruder anton, der ebenfalls in die usa eingewandert war, als partner in das unternehmen ein.
in den anfangsjahren konzentrierte wurlitzer sich auf konventionelle musikinstrumente. gegen ende des 19.jh. verlagerte sich das unternehmen jedoch zunehmend auf die in mode kommenden automatischen geräte, möglichweise auch, weil rudolphs söhne nach und nach in das unternehmen einstiegen.
den durchbruch in der branche brachte die partnerschaft mit dem deutschen eugene dekleist (ursprünglich: von kleist). zusammen entwickelten sie 1899 das wurlitzer-tonophon, ein elektrisches klavier, das von einer vorgefertigten zylinderrolle gespielt, pneumatisch betrieben und mit dem einwurf einer münze in gang gesetzt wurde und das bald in jeder bar stand: „gute musik lässt die getränke besser schmecken. lass einen nickel fallen. hier gibt es ein wurlitzer-instrument.“
1910 kaufte wurlitzer das insolvente unternehmen des orgelbauers robert hope-jones. dessen arbeit für wurlitzer brachte den nächsten großen erfolg. er entwickelte eine orgel, die als „one man orchestra“ in die filmgeschichte einging – die „mighty wurlitzer“, eine pfeifenorgel, die mit blechbläsertrompeten, tuben, klarinetten, oboen, glockenspielen, xylophonen, trommeln und anderen toneffekten ausgestattet war. der „mighty wurlitzer“ gab stummfilmen den musikalischen soundtrack und durfte in keinem kino fehlen.
1914 starb rudolph wurlitzer mit 83 jahren. seine söhne entwickelten das münzen gesteuerte automatenklavier zur jukebox weiter, die schließlich zu einer ikone der amerikanischen konsumkultur wurde. bis sie die produktion von jukeboxen 1974 einstellte, hatte die rudolph wurlitzer company mehr als 750000 davon in alle welt verkauft.
