
max baer (*11.2.1909) wurde schlagartig bekannt, als er am 8. juni 1933 vor 60.000 zuschauern im new yorker yankee stadion den deutschen max schmeling durch technischen ko in der zehnten runde besiegte und das mit einem davidstern auf seinen boxershorts. bis heute hält sich hartnäckig die mär, dass baer jude war. nun, er war es „irgendwie“, nach nazi-kriterien (der einzige „echte“ jude hier war ausgerechnet joe jacobs, der amerikanische manager von max schmeling).
max adalbert baer war in omaha geboren und katholisch erzogen worden (beschnitten war er auch nicht, wie sein promoter leo bodner dank besuchen in seiner umkleidekabine baers zu berichten wußte); die mutter. dora bales, hatte schottisch-irische wurzeln, der vater, jacob henry baer, nicht näher bekannte jüdische. die familie ging nach kalifornien, wo sein vater auf einem schlachthof arbeitete. hier hat auch max als geselle seine muskeln und seinen gefürchteten fäuste erworben.
baer wird als spaßvogel beschrieben, der im ring den clown gegeben und die fehlende technik (wikipedia: „boxerische technik und trainingsfleiß wurden ihm nicht nachgesagt“) durch ein ansteckendes lachen und tödliche schlagkraft ersetzt haben soll. nachdem er den veteranen tuffy griffiths besiegt hatte, war also der ehemalige weltmeister im schwergewicht, max schmeling, dran. er war einer der anwärter auf den titel und box-fan hitler hätte ihn gern als sieger gesehen. schmeling war ende märz von hitler, göring, goebbels und von papen empfangen worden und hatte den auftrag bekommen, die amerikanischen „schwarzseher“ in puncto juden zu beruhigen. was er auch tat. nach seiner ankunft in den usa antwortete schmeling der presse auf die entsprechenden fragen u.a.: „gerade in dem viertel, in dem ich wohne, gibt es sehr viele juden, aber weder ich noch sonst jemand von meiner jamilie hat etwas von judenverfolgungen gehört oder gesehen“.
sein gegner max baer wußte, was mit den jüdischen sportlern in nazideutschland geschah. zwei monate zuvor hatte der deutsche boxverband seien jüdischen mitglieder rausgeschmissen; genau einen monat zuvor hatte sich die deutsche tennismeisterin nelly neppach umgebracht, nachdem ihr dachverband sie und alle anderen juden aus dem sportbetrieb ausgeschlossen hatte. die weltpresse hatte auch über den ausschluß der deutschen tennis-nr. 1, daniel prenn, berichtet und über die aberkennung des deutscher-meister-titels von erich seelig – damit hatte zum ersten mal in der geschichte des boxens eine nationale sportorganisation einem sportler den titel wegen seiner herkunft abgesprochen… max baer zeigte am tag des kampfes mit dem stern auf der hose offen seine solidarität (eigentlich waren religiöse oder politische symbole an der kleidung strikt verboten). schmeling, der von der us-presse „the real german“ genannt wurde, musste einen treffer nach dem anderen einstecken, während das stadion brüllte: „come on, jewboy! kill that nazi!“. ob jude oder nicht, für dieses symbol und für seinen sieg wurde baer heiß geliebt (während die deutsche presse, eh schon durch die pleite schmelings gedemütigt, versicherte, baer sei „deutsch-amerikaner“, den davidstern trage er nur zu reklamezwecken).
ein paar monate später schriebt victor klemperer in sein tagebuch: „komisch: welches vergnügen es mir macht, dass heute gemeldet wird, der kalifornier baer habe gegen den italienischen riesen carnera die boxerweltmeisterschaft gewonnen. baer, der neulich schmeling schlug, ist jude. unsere zeitung riss ihn gestern herunter und gab alle gewinnchancen dem italiener. – so geht jetzt wider allen willen das gefühl. baer = simson = goliath – bellum judaicum.“
(foto: baer und schmeling, 8. mai 33. das hakenkreuz auf schmelings arm stammt von einem fotoredakteur, nicht von schmeling)
