Ladies first


27.2.1693. in london erscheint die erste frauenzeitschrift der welt: „the ladies’ mercury“. eigentlich nur ein beidseitig zweispaltig bedruckter bogen papier, im stil der zeit auch ohne bilder und überschriften (drucken war teuer und die publikationen wurden von den druckereien direkt vertrieben, zwischenhändler und zeitschriftenstände gab es noch nicht). die urahnin von „brigitte“, „emma“ & co wird von der „the athenian society“ und dem liberalen autor und buchhändler john dunton herausgegeben. sie ist ein ableger des wochenmagazins „the athenian mercury“, das sich mit wissenschaft, religion, liebe, sexualität usw. beschäftigt – in der form, dass die leserschaft fragen von allgemeinem interesse an die herausgeber richten, die von der „society“ beantwortet werden. in der realität bestand die athenian society aber wohl nur aus dunton und zwei, drei seiner gebildeten freunde und er schrieb die meist antworten selbst und wohl manchmal auch die fragen. auf alle fälle hatte das format den vorteil, dass auch gewagte fragen gedruckt werden konnte.
der „athener bote“ kam jedenfalls so gut bei der leserschaft an, und obwohl er sich an männer richtete, auch bei vielen frauen, dass dunton beschloß, eine weitere zeitung herauszugeben, die direkt an frauen adressiert war. hier würden sie antwort finden auf „all the most nice and curious questions concerning love, marriage, behaviour, dress and humour of the female sex, whether virgins, wives, or widows.“
ein „asking for a friend“ aus der ersten nummer: „es geht um eine sehr junge frau, die aus keinem besonders guten haus kommt. sie hat ihre unschuld an einen wüstling verloren, daraufhin einen anderen mann geheiratet und leidet nun unter ihrem schlechten gewissen, weil sie keine jungfrau mehr ist“. die salomonische antwort: „richte deinen blick lieber nach vorne auf den hellen horizont, als zurück auf den dunklen schatten hinter dir“.
leider ging den über frauen philosophierenden herren schon nach vier ausgaben die luft aus und „the ladies’ mercury“ wurde wieder eingestellt (möglicherweise auch, weil die allermeisten frauen damals nicht über eigenes geld verfügten, um sich das blatt kaufen zu können). die erste deutsche frauenzeitschrift – „die vernünftigen tadlerinnen“ – erschien erst 32 jahre später in leipzig, aber auch hier schrieben noch ausschließlich männer für und über frauen.

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