Alice Herz sel.A.

am 16. märz 1965 setzt sich die 82-jährige deutsch-jüdische friedensaktivistin alice herz aus potest gegen den vietnamkrieg an einer straßenecke in detroit selbst in brand. sie stirbt elf tage später an ihren verletzungen. der vietnamkrieg dauert weitere zehn jahre. 

alice wurde 1882 als tochter des jüdischen kaufmanns moritz strauß und seiner frau rosalie in hamburg geboren. sie machte eine lehrerinnenausbildung, heiratete den chemiker dr. paul herz, lebte mit ihm und den kindern konrad und helga in güstrow und dann in berlin-mahlsdorf und war schon hier mitglied der internationalen frauenliga und pazifistin. 
1928/29 starben ihr mann und der 13jährige blinde sohn kurz hintereinander. dieser schicksalsschlag und die zunehmend judenfeindliche stimmung veranlassten alice und helga nach dem reichstagsbrand in die schweiz zu gehen (dort schrieb alice u.a. artikel über das frauenwahlrecht und die freie ehe) und anschließend nach frankreich. die frauen hielten sich mit kinderbetreuung, klavierunterricht und übersetzungen über wasser. nachdem sie 1940 kurzzeitig im lager gurs interniert und anschließend von einem katholischen pfarrer in einem dorf in der nähe von lourdes aufgenommen worden waren, gelang es ihnen, über kuba 1942 in die usa einzureisen. sie ließen sich in detroit nieder, schlossen sich den unitariern an und waren beide (helga starb 2010) ihr leben lang sehr stark in der friedens-, bürgerrechts- und anti-atomwaffen-bewegung engagiert.
vielleicht hatte sich alice herz ein beispiel an den selbstverbrennungen von mönchen in vietnam genommen. jedenfalls fällt ihr suizid in der zeit der militäroperation „rolling thunder“. ihrer tochter hatte alice vorher einen abschiedsbrief geschrieben: ,,weine nicht und klage nicht, ich tue dies nicht aus verzweifelung, sondern auf grund meiner hoffnung für die menschheit.“ in einem weiteren, offenen brief, den sie an verschiedene aktivisten schickte, beschuldigte alice herz präsident johnson, seine militärische macht zu benutzen, „um ganze länder seiner wahl auszulöschen“ und appellierte an die vereinten nationen und das amerikanische volk, „aufzuwachen und maßnahmen gegen den krieg zu ergreifen“. 
alice herz war die erste, die sich in den usa selbst verbrannt hat – „ein versuch, mir gehör zu verschaffen“. sie ist so gut wie vergessen.
immerhin hat es eine initiative 2003 geschafft, einen kleinen platz in mahlsdorf, wo familie herz gelebt und ein haus besessen hat, nach der pazifistin benennen zu lassen.

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