
1349 wurden in erfurt bis zu 3000 juden – nur der anfang einer reihe von massenmorden – gelyncht, weil sie den schwarzen tod verursacht haben sollen (obgleich die pest erst 1350 nach erfurt kam). die pest war eine „neue“ krankheit (de facto hatte es aber u.a. in konstantinopel schon im 6. jh. pestepidemien gegeben und offenbar auch schon in der bronzezeit, wie neuere dna-analysen zeigen). keiner wußte, woher sie kam. man dachte, sie sei einer ungünstigen konstellation der sterne oder schlechten winden zu verdanken, eine strafe gottes oder verseuchtes wasser sei schuld (und die juden, die es vergiftet hatten, obwohl auch sie von der krankheit befallen wurden).
heute nimmt man an, dass mongolen und kiptchaks, die einen genuesischen handelsposten auf der krim belagert hatten, die seuche aus dem osten mitgebracht haben. sie sollen infizierte leichen über die stadtmauern der hafenstadt caffa (heute feodosija/ukraine) katapultiert haben, worauf hin die genueser in panik auf ihren schiffen geflohen seien und die krankheit nach messina in sizilien einschleppten bzw. -schifften. die weniger kriegerische version lautet auf pelzhändler, die mit pestflöhen verseuchte murmeltier- und fuchsfelle über die seidenstraße bis zum kaspischen meer, von dort nach caffa usw. brachten. von hier jedenfalls breitete sich die pest über die handelswege in nordafrika und ganz europa und bis nach grönland aus und wurde zur pandemie. die menschen bekamen plötzlich fieber, eitrige beulen am ganzen körper, atemnot, husten und starben kurz darauf unter furchtbaren schmerzen – innerhalb von fünf jahren um die 25 millionen menschen, ein drittel der europäischen bevölkerung.
denn die gegenmittel der hilflosen bestanden vorerst nur in aderlässen, kräutertränken, einreibungen mit urin oder exkrementen, dem versprühen von rosenwasser, masken tragen, wallfahrten, selbstgeißelung, ablasshandel oder eben juden umbringen. erst nachdem hunderttausende erkrankte gestorben waren, erkannte man, dass isolierung die krankheit eindämmte und begann kranke der städte zu verweisen, ihre häuser zu markieren und zb. in venedig auf laguneninseln eine isolierstation und ein pestkrankenhaus einzurichten. die venezianer nahmen auch als erstes einen zusammenhang zwischen pest und schiffsverkehr an und separierten die schiffbesatzungen für 40 tage – daher der begriff quarantäne („quaranta“ = 40).
der erreger der pest wurde erst 1894 von alexandre yersin entdeckt – yersinia pestis, ein kleines stäbchenbakterium, das über 100 millionen menschen auf dem gewissen hat, übertragen durch ratten, andere nagetiere und flöhe oder indirekt durch den kontakt mit toten wildtieren. heute gibt es durchschnittlich noch 3000 pestfälle jährlich, in afrika, asien, aber auch den usa und der ex-sowjetunion, die, wenn früh genug erkannt, erfolgreich mit antibiotika behandelt werden können. was geblieben ist, sind die mittelalterlichen darstellungen, totentänze etc.
