Ende einer Zirkusdynastie

die zwölf geschwister blumenfeld – auf dem ersten bild sehen wir alex, alfons und arthur – entstammten einer berühmten deutsch-jüdischen wanderzirkusdynastie, deren existenz mit der ermordung von 30 familienmitgliedern in der schoa endete. 

angefangen hatte alles im rheinland, wo die familie als seiltanz- und turngruppe schon im 17. jh. unterwegs war. der eigentliche gründer des „circus blumenfeld“ war maurice (moritz hirsch) levi, der im elsass geboren wurde und eine wandermenagierie mit affen und vögeln hatte. als er eine blumenfeld-tochter heiratete, nahm er den namen seiner frau an, gründete 1811 den „circus blumenfeld“ und ging mit vier pferden, zwei bären und ein artisten auf tour. die familie entwickelte im laufe der zeit eine eigene „blumenfeldsprache“, eine mischung aus französisch, jiddisch, romanes und zirkustechnischen fachausdrücken. die neun kinder des paars gründeten wiederum depandancen des zirkusses und kamen weit rum. man erkennt es an den geburtsorten. die elf kinder von simon, dem jüngsten sohn von maurice zb., wurden in leipzig, zwolle, delft, warschau, braunschweig, pfullendorf und reutlingen geboren. 

1834 übergab der stammvater maurice den stammzirkus an seinen sohn emanuel, der ihn zu einem der größten deutschen circusbetriebe ausbaute. emanuel und seine frau wiederum hatten 16 kinder, die ebenfalls in den betrieb einstiegen. 1887 schreibt eine zeitung: „es sind recht schöne und vorzüglich dressierte pferde, launige, ungemein gelenkige clowns und kühne reiter, geschickte jongleurs sowie anmuthige künstlerinnen vorhanden … sehr waghalsig sind die voltigeure… ungemein ergötzlich wirken auch die productionen der prächtig dressierten hunde, die ein clown mit zwerchfellerschütterndem humor vorführt… die costüme sind geschmackvoll, und das erheiternde element, welches stark im vordergrund steht, artet nicht ins abgeschmackte aus… neben den zirzensischen darbietungen wird unterricht im englisch-sattel-reiten sowohl für damen als herren ertheilt…“.

als emanuel starb, betrieb seine witwe den zirkus weiter und übergab ihn dann an ihre kinder. um die jahrhundertwende hatte der zirkus 130 pferde, x dressierte tiere – wie das „wunderschwein“ –, ein eigenes orchester und ein regelmäßig ausverkauftes riesenzelt, das 4000 besuchern platz bot. 1914 erwarben die blumenfelds in magdeburg in der königstraße (heute walter-rathenau-straße) das von der magdeburger circus-varieté actiengesellschaft errichtete und bis dato größte zirkusgebäude (im zweiten weltkrieg zerstört). im laufe des ersten weltkriegs kam der der zirkuzsbetrieb dann aber erst einmal zum erliegen. etliche männliche blumenfelds wurden eingezogen, so sieben von simons und rosas acht söhnen, die tiere wurden beschlagnahmt oder verhungerten.
doch nach dem krieg wagten die blumenfelds den neuanfang und bald kam auch das publikum wieder zahlreich; man ging auf auslandstourneen u.a. in die baltischen staaten – mit 45 pferden, zwei elefanten, vier kamele, drei lamas und zwei stieren. doch dann begann die weltwirtschaftskrise. und 1928 mussten die blumenfeld-brüder konkurs anmelden und traten fortan in fremden zirkussen im in- und ausland auf.
ab 1933 aber war auch das nicht mehr möglich. juden durften nicht mehr im zirkus arbeiten.

alex nutzte eine auslandstournee und blieb in dänemark, seine visumsanträge in x länder wurden abgelehnt, am ende wurde er von drancy nach auschwitz deportiert und ermordet. genauso wie seine geschwister: wie alfons und seine frau olympia, wie alfred, fritz und erich. willy erhängte sich in auschwitz. seine schwester alice nahm sich drei tage nach der deportation ihrer mutter rosa nach theresienstadt das leben. ihr vater simon war dort schon vorher ermordet worden.
arthur blumenfeld und seine schwester jeannette waren die einzigen überlebenden der großen familie und von elf geschwistern. sie konnte nach england fliehen, und er war durch seine frau viktoria, der es gelungen war, sich als angebliche adoptivtochter mit unbekannter „arischer“ herkunft registrieren zu lassen, geschützt, und leistete bis kriegsende zwangsarbeit. 1945 versuchten arthur und seine frau victoria den circus blumenfeld neu zu starten. im winter 1945 traten sie für alliierte truppen und waisen auf. ein schwerer sturmschaden und die folgen der berlin-blockade zwangen ihn jedoch 1949 das unternehmen an den circus busch zu. arthur beging 1951 selbstmord. 
ein winziger „link“ bestand weiterhin: emanuel blumenfelds urenkel jack heiratete in den 1960ern christine busch und übernahm die leitung des circus busch.

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