
am 1. märz 1918 wurde die allererste din-norm erlassen: die „din 1“, eine norm für ungehärtete kegelstifte, mit denen – was sonst – teile von waffen zusammen gehalten werden konnten. genau gesagt des maschinengewehrs „08/15“ (quelle auch der redewendung „nullachtfuffzehn“) der berliner firma ludwig loewe & co, das vor allem bei grabenkämpfen eingesetzt wurde.
der kantorensohn und fabrikant ludwig loewe (louis levy), nebenbei noch privatsekretär von ferdinand lassalle, als vertreter der fortschrittspartei auch der jüngste berliner stadtverordnete aller zeiten und später reichstagsabgeordneter, war ein verfechter der noch neuen idee der standardisierung und normierung. er hatte zunächst nähmaschinen produziert, bevor er in den 1870er jahren vermehrt aufträge von der preußischen armee zur herstellung von waffen und munition erhielt. loewe stellte die produktion um und belieferte das preußische heer und u.a. die russische armee im russisch-türkischen krieg. als er starb (rudolf virchow hielt die trauerrede) übernahm sein bruder isidor die leitung der firma. sie war hauptproduzent der mauser und der luger (georg luger war angestellter bei loewe) und des erwähnten mg 08/15, für das die DIN-norm 1 geschaffen worden war und von dem etwa 150000 stück gebaut wurden; es war auch das erste standard-mg der reichswehr und der wehrmacht, da nach dem 1. weltkrieg ja gemäß versailler vertrag in deutschland zunächst keine neuen waffen hergestellt werden durften.
kurz nachdem in der din-norm 5009, der offiziellen deutschen buchstabiertabelle, die jüdischen namen david, jacob, nathan, samuel und zacharias durch dora, julius, nordpol, siegfried, zeppelin ersetzt wurden, wurde auch loewe & co arisiert. die loewe-höfe in moabit kann man aber immer noch besichtigen und auf dem friedhof schönhauser allee das grab ludwigs und das seiner jung verstorbenen frau sophie, für die er, der „könig der normen“, 1876 eine scheinpyramide mit porträt hatte errichten lassen, der erste eklante verstoß gegen die „norm“, nämlich das bilderverbot, auf einem berliner jüdischen friedhof überhaupt.
