Adolfs Clown

charlie rivel *23. april 1896 
der spanier josep andreu i lasserre in cubelles war als artist und clown „charlie rivel“ nicht nur einer der großen seines fachs und seit den 1920er-jahren beklatschter dauergast in deutschen landen, er war auch ein glühender verehrer adolf hitlers. zumindest tat er so…
noch 1943, nach stalingrad, als der reichskanzler, anders als zuvor, kaum noch geburtstagsgrüße aus dem ganzen reich erhält, „gedenkt“ rivel seiner in einem telegramm „auch dieses jahr wieder“ mit „herzlichsten wünschen zum geburtstag“ und schreibt: „möge ihnen der herrgott gesundheit“ usw. verleihen, und „unter ihrer führung den völkern europas den endsieg (…) bringen“.  
rivel ist damals in münchen und tritt auch noch  in nürnberg auf, während die stadt schon bombardiert wird. vorher hatte er in berlin seinen einzigen deutschen kinofilm gedreht: „akrobat schö-ö-ö-n“ (wolfgang stautdtes regiedebüt), und auch den mit sondererlaubnis. 
„noch bis in die totalen kriegsjahre, bis frühjahr 1944, blieb er in deutschland. (…) aber sein ausharren in ns-deutschland hatte ihn schon in den verruf gebracht, der ‚clown von hitler‘ zu sein“, ist in einem spiegel-artikel von 1952 zu lesen. 
nun, „sein ausharren“ war es wohl nicht, was rivel zum clown von hitler machte, auch wenn wir nicht sicher sagen können, was ihn antrieb. vielleicht war er nur ein opportunist, der sich beim regine einschmeichelte, weil er seine auftritte und tantiemen sicher stellen wollte. feststeht, dass er sich pudelwohl gefühlt hat hier. 1941 feierte er sein 40jähriges bühnenjubiläum mit der deutschen prominenz in der berliner „scala“ und in seinen memoiren ist außer klagen über bombardements kaum etwas zur situation in ns-deutschland zu finden, kein wort über die gleichgeschalteten zirkusse, die vertriebenen kollegen oder gar über gewalt und deportationen. 
dafür gibt es in moskauer archiven und im bundesarchiv einen ganzen stapel briefe und telegramme, die auf ein vertrautes verhältnis rivels mit diversen ns-größen schließen lassen. so schreibt er mehrfach an otto meissner, den leiter der präsidialkanzlei des „führers“, und der leitet seine gesuche befürwortend nach oben weiter: „der gesuchsteller ist hier seit langem als ein anhänger des nationalsozialistischen reiches bekannt, der bei vielen anlässen dem führer erhebliche geldbeträge zu gunsten der nsv (nationalsozialistische volkswohlfahrt) zur verfügung gestellt hat.“
häufig ist der adressat aber auch joseph goebbels persönlich. mal bittet rivel den propagandaminister um aufnahme in der „fachschaft artistik“, ein anderes mal um aus- und einreisevisa für seine truppe, dann wieder um benzin oder eine schwerarbeiterzulage, die ihm das gewerbeaufsichtsamt verweigert hatte, oder um „persönliche rücksprache“ in berlin, weil er ihm unter vier augen „bittere dinge“ und „abstellbare misstände“ berichten will, die ihm widerfahren seien. und goebbels erfüllt diese bitten. im gegenzug bedankt sich rivel, der seinen briefkopf um den zusatz „mitglied der falange no. 26“ (also der spanischen faschisten) ergänzt hatte, zb. mit: „sie dürfen versichert sein, daß wir für die gute deutsche sache immer einstehen werden und auf die hoffnung eines baldigen deutschen sieges begrüßen wir sie mit deutschem gruß! heil hitler!“ und bietet u.a. an, in „einer veranstaltung artistischer art (…) ehrenhalber vor dem führer zu arbeiten“ oder genauso „ehrenhalber“, also umsonst, während einer dänemark-tournee vor den dortigen deutschen soldaten aufzutreten, da es ihm eine „ehrenpflicht am gastfreundlichen deutschen volk“ sei. 
charlie rivel verlässt erst 1944 deutschland, feiert 1952 sein comeback vor dem „gastfreundlichen deutschen volk“ und stirbt 1983 in spanien. die schule in berlin-spandau, die bis 2018 seinen namen trug, heißt aufgrund der recherchen der jugendgeschichtswerkstatt spandau, die auch die o.g. dokumente ausgewertet und öffentlich gemacht hat, inzwischen peter-härtling-grundschule.

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