Böser Bube

jewno fischelewitsch asef. am 24.4.1869 als sohn eines jüdischen schneiders in lyskowo/weißrussland geboren, 1918 in berlin gestorben, mitbegründer der antizaristischen sozialrevolutionären partei und kopf deren terroristischen flügels, gleichzeitig agent provocateur für die geheimpolizei (ochrana) mit einem monatsgehalt von 1000 rubeln.


die populistischen sozialrevolutionären sahen individuellen terror als taktisches mittel im kampf gegen die zaristische autokratie an, in der annahme, dies sei der beste weg, um zusammenstöße zwischen regierungskräften und den massen zu provozieren, und damit eine revolution auszulösen. asef rekrutierte selbstmordkommandos und organisierte unzählige bombenattentate. nix neues unter der sonne also. 
in seiner „amtszeit“ starben 4500 staatsbedienstete und noch einmal so viele privatpersonen bei den terrorakten oder wurden verwundet.
die spektakulärsten attentate unter seiner federführung waren die ermordung zweier russischen innenminister, dimitri sipjagin 1902 und wjatscheslaw von plehwe 1904, und das attentat auf den gouverneur von moskau, großfürst sergej romanow 1905.
sowohl die sozialrevolutionären als auch die geheimpolizei vertrauten asef bedingungslos. der hatte sich bereits in seiner studienzeit in karlsruhe der ochrana angedient, die wiederum nichts von seiner blitzkarriere in der partei wußte, sondern ihn für ein gewöhnliches mitglied hielt. asef organisierte indes die attentate u.a. auf seine dienstherren und ließ anschließend seine mittäter und konkurrenten in der partei verhaften… 
1908 flog seine spitzeltätigkeit fast zufällig doch noch auf. völlige fassungslosigkeit auf allen seiten. als die partei ihm den prozess machen wollten, floh asef nach deutschland, wo er sich früher schon mehrfach länger aufgehalten hatte. nun nannte er sich alexander neumayer, zog mit einer sängerin zusammen und machte eine neue karriere als miederwarenhändler und börsenspekulant. damit war schluß, als er im ersten weltkrieg als feindlicher ausländer interniert wurde. asef starb 1918 in berlin. sein grab auf dem städtischen friedhof wilmersdorf ist nur mit einer nummer gekennzeichnet.
1934 wurde seine story in deutschland verfilmt („lockspitzel asew“, regie: phil jutzi), in russland war sein name jahrzehntelang das synonym für verrat. u.a. benutzte majakowski in seinem gedicht „wolke in hosen“ das bild „schwarz wie asef“, um die dunkelheit einer sternenlosen nacht zu beschreiben.

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