„Epy“ Epstein

israel epstein 伊斯雷爾·愛潑斯坦 *20. april 1915 – ein kaum bekannter jüdischer journalist, bei dessen beerdigung fast die gesamte chinesische führungsriege anwesend war.
israel epstein, spitzname „epy“, in china unter dem namen „ai pei“ bekannt, wurde in warschau geboren. seine eltern stammten aus wilna, waren bundisten und überzeugte sozialisten, der vater hatte in zaristischen gefängnissen, die mutter in der sibirischen verbannung gesessen. im ersten weltkrieg flohen sie vor den deutschen truppen aus warschau und kamen 1917 mit dem zweijährigen israel in china an.
dort besuchte er eine englische schule und war erst 15, als er für die englischsprachigen zeitungen „peking times“ und „tientsin times“ zu schreiben begann. epstein heiratete, bekam zwei kinder, eine tochte, ai songya, und den sohn ai songping (und soll 1937 vom kgb rekrutiert worden sein), ließ sich scheiden, lernte seine zweite frau, die übersetzerin elsie fairfax-chomeley kennen, wurde korrespondent für „united press“ und die „allied labour news“, berichtete über die japanische besetzung und interviewte mao, tshu-en-lai und und andere führende kommunisten. anschließend war er für fünf jahre in den usa, schrieb für die „new york times“ und bücher wie „the unfinished revolution“. 1951 kehrte epstein auf einladung von soong ching ling, der ehemaligen ehrenstaatspräsidentin madame sun yat-sen, nach china zurück, um bei der gründung der zeitschrift „china reconstructs“ (später: „china today“) mitzuwirken. er wurde später ihr chefredakteuer und sie das wichtigste englischsprachige propaganda-organ der KP.  epstein, inzwischen chinesischer staatsbürger, trat der kommunistischen partei bei (was ein no-go für echte bundisten gewesen wäre) und hatte diverse hohe posten. bis zur kulturrevolution. da wurde er eines komplotts gegen tschu-en-lai beschuldigt und wanderte, genau wie seine frau, für fünf jahre ins gefängnis. 1973 entschuldigte sich tschu-en-lai persönlich und epstein wurde rehabilitiert.
zehn jahre später gehörte er zu den elf in china berühmten „ausländischen experten“, die von der KP zu abgeordneten in der politischen konsultativkonferenz ernannt wurden. epstein nahm an vier dieser konferenzen in folge teil und wurde regelmäßig von mao, tschu-en-lai, deng xiaoping und dem chinesischen präsidenten hu jintao empfangen.
israel epstein starb 2005 kurz nach seinem 90. geburtstag (er hatte sich immer lustig darüber gemacht, dass sein geburtstag mit dem von adolf hitler zusammenfiel) und wurde mit großem tamtam auf dem revolutionsfriedhof babaoshan in peking beigesetzt. im selben jahr erschien seine autobiographie „my china eye“. vielleicht müsste man die lesen, um zu verstehen, wie der mann es geschafft hat, sein eigenes schicksal und das millionen anderer in der zeit der kulturrevolution auszublenden und der „revolution“ treu zu beiben wie vorher. in interviews hat er dazu nur vage verkündet, er sei den weg vom internationalismus zum patriotismus gegangen und die haft habe ihm geholfen, sein ego zu schrumpfen.

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