Frühlingshügel

11. april 1909: die siedlungen ahusat bahit, nahalat binjamin und geula schließen sich zu tel aviv zusammen – dem „frühlingshügel“, titel der hebräischen übersetzung von herzls „altneuland“, der wiederum einen ort dieses namens aus dem buch ezechiel (3:15) aufgreift, wo dem propheten u.a. offenbart worden sein soll, dass das zerstreute volk israel nach eretz israel zurückgeführt werde. am morgen des 11. april also treffen sich die 60 (manche sagen 66) mitglieder des vereins ahuzat-bayit, die fünf hektar sanddünen auf kerem jababli, nördlich von jafo, gekauft hatten, in den dünen, um dieses land aufzuteilen und später zu bebauen. denn sie wollen mit ihren familien weder länger im lauten, dreckigen jafo wohnen, noch in die landwirtschaftlichen gemeinschaften ziehen, die gerade überall wie pilze aus dem boden schießen. die meisten in der gruppe sind industrielle, intellektuelle oder künstler und sie sind städter, die von einer liberalen jüdischen gartenstadt träumen, wie sie herzl vorgeschwebt hatte.
es gibt hier jede menge sand, ein paar obstplantagen und weinberge und ein teil der fläche ist schon entwickelt, einige dünen sind bereits planiert. aber wie sollte man dieses land aufteilen? akiva arie weiss, präsident der bausparkasse und kopf des vereins, hat eine geniale idee. eine lotterie, um jede familie fair und nach dem zufallsprinzip mit einem grundstück zusammenzubringen. dazu hat er am morgen 60 helle und 60 dunkle muscheln am strand gesammelt und die namen der vereinsmitglieder auf die eine sorte und die parzellennummern auf die andere geschrieben. zwei kinder aus den familien der frischgebackenen landbesitzer ziehen gleichzeitig die lose aus beiden kisten – ein junge (angeblich ein mosche fogel) die namens- und ein mädchen die parzellenmuscheln…
dass es (wenige) fotos von dem ereignis gibt, ist purer zufall. der weit und breit einzige, aber zu dem event nicht eingeladene fotograf avraham soskin macht an diesem morgen einen spaziergang samt fotoausrüstung, als er in höhe des heutigen rothschild boulevards auf die gruppe trifft, dort, wo später der erste bürgermeister der stadt, meir dizengoff, auf dem grundstück wohnen wird, das er in der muschellotterie gewonnen hatte…
der mann, der auf dem ersten bild hinter der gruppe am dünenhang steht, ist angeblich shlomo feingold, der die idee abgelehnt und zu den anderen gesagt hat: „seid ihr verrückt?! hier gibt es kein wasser!“
doch innerhalb eines jahres sind der rothschildboulevard, die herzl-, die ahad ha’am-, die yehuda halevi- und die lilienblumstraße gebaut, 66 häuser fertiggestellt und ein wassersystem installiert…

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