Kartoffelrevolution

es ging nicht nur um kartoffeln, es war auch keine revolution, aber der name hat sich eingebürgert für die ereignisse, die am 21. april 1847 an den markständen der kartoffelbauern aus dem berliner umland begannen und schließlich die ganze stadt in aufruhr versetzten (er passt ja auch ganz gut zu den sie bewohnenden „kartoffeln“:)…
in der preußischen hauptstadt herrschte der hunger. dauerregen hatte die ernte ruiniert, pilzbefall und schädlinge gaben den kartoffeln den rest und auch die staatlichen getreideimporte aus rußland waren verdorben. anfang april erreichten die kartoffelpreise das fünffache des vorjahres: hatten 1846 fünf pfund kartoffeln einen silbergroschen gekostet, kosteten sie nun fünf silbergroschen und wurden unerschwinglich für viele berliner. hinzu kam, dass auch die preise anderer grundnahrungsmittel gestiegen waren, denn die getreideernte war fast genauso schlecht wie die kartoffelernte ausgefallen, und dass immer mehr menschen vom land in die stadt gezogen waren und es hier nicht genügend arbeit für alle gab. 
wo genau die unruhen an diesem mittwoch morgen begannen, ist nicht sicher. feststeht, dass wütende berliner*innen auf acht märkten, so am gendarmenmarkt, am belle-alliance-platz, in der friedrichstadt, der rosenthaler vorstadt und am alexanderplatz, auf die händler*innen losgingen, ihre stände einrissen und sie plünderten. im laufe des tages griff die revolte auf ganz berlin über, wurden überall lebensmittelgeschäfte ausgeräumt und die läden von bäckern und fleischern demoliert, weil sie minderwertiges zeug in ihre produkte mischten und deren gewicht manipulierten. aber auch statussymbole von macht und reichtum waren ziel der angriffe, so gingen u.a. die fensterscheiben von palästen, kirchen und die des café kranzler zu bruch. die tumulte dauerten drei tage, das öffentliche leben kam zum stillstand, schulen und theater wurden geschlossen, und die ladenbesitzer verrammelten ihre fenster und türe. denn es dauerte, bis die polizei und das militär der lage herr wurde. immerhin waren zwischen fünf- und zehntausend menschen im ganzen stadtgebiet beteiligt, vor allem, und das war neu, frauen. schließlich gelang es den ordnungshütern etliche revoluzzer*innen dingfest zu machen. die meisten aber kamen dank einer amnestie zu friedrich wilhelm IV. geburtstag im oktober wieder frei.
in reaktion auf die tumulte beschloss der kurz zuvor eingerichtete sog. erste vereinigte landtag ein sechsmonatiges ausfuhrverbot für kartoffeln und er verbot die herstellung von schnaps aus kartoffeln. die not änderte das nicht wirklich, auch wenn von der berliner verwaltung vorübergehend kartoffeln für die hälfte des april-preises angeboten wurden. berlin war auch keine ausnahme, 1847 kam es im ganzen deutschen bund zu hungerunruhen. sie waren vorboten der märzrevolution von 1848.

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