„Nichts Juden. Juden kaputt.“ 

am 24.april 1945 wurde das jüdische krankenhaus in berlin von sowjetischen soldaten eingenommen. sie wollten zunächst nicht glauben, dass die menschen, die sie hier im keller vorfanden, juden waren: „nichts juden. juden kaputt.“ doch tatsächlich haben etwa 800 in dem von der gestapo weitgehend geplünderten gebäude überlebt. zuletzt hatte es verwundete soldaten, schutzhäftlinge, aber eben auch jüdische patienten beherbergt, die von jüdischen ärzten und pfleger/innen, die noch nicht deportiert worden waren, versorgt wurden. das krankenhaus war die letzte funktionierende jüdische einrichtung in berlin (und das letzte sammellager; am 27. märz war hier noch ein letzter transport abgegangen). die verbliebenen juden stammten meist aus „mischehen“ und hatten sich eine eigene luftwache und feuerwehr organisiert. angeleitet von einem ex-feuerwehrmann, der als jüdischer ehemann einer arier im krankenhaus geblieben war, hatten sie in den tagen zuvor die brennenden trümmer abgeräumt und gelöscht und so einen großen teil des gebäudes gerettet. 
die bedingungen waren entsetzlich. alle räume waren mit verwundeten, kranken und gesunden bewohnern überfüllt (inzwischen hatten sich verbotener weise auch verletzte nichtjuden hierher geflüchtet und wurden behandelt). die medikamente waren fast ausgegangen, der strom war ausgefallen, die wasserquelle befand sich im freien und die wasserträger waren scharfschützen und fliegenden splittern ausgesetzt. bei bombenalarm flüchtete man anfänglich jedesmal in den keller, aber brachte die bettlägrigen bald dauerhaft dort unter. 567 menschen starben unter diesen bedingungen noch (22 % aller patienten 1945); die pfleger begruben sie trotz der gefahr, von kugeln getroffen zu werden, im krankenhausgarten (sie wurden später auf den friedhof weissensee umgebettet).
am morgen des 24. april flüchteten die letzten deutschen beamten, gestapo-leute und wachen, aus angst vor den russen, die sich dem wedding näherten, nicht, ohne vorher noch alle belastenden dokumente zu verbrennen. ein paar stunden später betraten die ersten rotarmisten das krankenhaus.
drei tage nach der kapitulation der wehrmacht kam das erste friedensbaby hier zur welt, ein kind christlicher eltern. am selben tag hielt ein rabbiner der roten armee den ersten gottesdienst in der kleinen synagoge des krankenhauses ab.

Hinterlasse einen Kommentar