
am 10 april 1919 bekam walter hunt das patent auf die sicherheitsnadel, den safety pin. wikipedia behauptet, die dienten dem „provisorischen aneinanderheften zweier textilstücke“ (die kennen mich nicht. bei mir dienen die meist bis zum ableben der textilie).
kleidung zusammengehalten wurde natürlich schon früher. fibeln gab es bereits in der bronzezeit und bis ins späte mittelalter, als sie von knöpfen abgelöst wurden, und sie haben wegen ihrer unterschiedlichen formen so schöne namen wie brillen-, bügel-, drachen-, omega-, scheiben-, vogel-, augen-, distel-, knick-, ring-, schnabel-, schüssel- oder zwiebelkopffibel. anders als die bescheidene sicherheitsnadel, die ihre gestalt seit hunts patent nicht groß geändert hat.walter hunt (1796–1859) hätte ich gern kennengelernt. er muss das vorbild für daniel düsentrieb gewesen sein. einer, der seine vielen erfindungen allerdings nie wirklich in großes geld umsetzen wollte oder konnte. und doch sind etliche von ihnen bis heute in gebrauch. hunt kam aus einer armen familie, war schon als junge ein begeisteter bastler und tüftler, erfand mit 20 eine flachsspinnmaschine, eröffnete dann einen kleinen laden in der new yorker amos street und sprudelte fortan eine praktische neuerung nach der anderen heraus: paraffinkerzen, ein velociped, eine maschine zum herstellen von nägeln und nieten, eine straßenkehrmaschine, einen füllfederhalter, einen messerschleifer, die alarmglocke für (pferde)straßenbahnen und polizeistationen, einen steinkohleofen, einen eisbrecher, einen füllfederhalter, den vorläufer des winchester-repetiergewehrs, einen dampfgartisch für restaurants. und der gute hunt hat sogar (da geht mir das herz auf) „antipodische“ saugschuhe erfunden, mit denen zirkusartisten an wänden und decken laufen konnten.1834 dann die erste moderne nähmaschine, mit löchlein in der nadel und ober- und unterfaden, wie bis heute gebräuchlich. nur leider ließ er die nicht patentieren, aus angst, die näherinnen (es gab zu seiner zelt über 20000 in new york) würden damit ihre arbeit verlieren – bis ein anderer kam, elias howe, und 1846 sein eigenes patent anmeldete. obwohl er alles bei hunt abgekupfert hatte, gewann howe den folgenden rechtsstreit, den ein isaac singer (ein anderer als der mit dem b. in der mitte) für hunt bezahlt hatte, und verdiente millionen an den nähmaschinen. hunt hielt über 100 patente. aber niemand weiß, wieviele dinge er tatsächlich erfunden hat. weil er eben zwar ein genialer kopf war, aber auch ein miserabler selbstvermarkter. um die miete oder schulden seiner famile bezahlen zu können oder sein nächstes projekt zu finanzieren, verkaufte er seine erfindungen oft sofort an den meistbietenden und ohne sie erst patentieren zu lassen. und bei dem, was er patentieren ließ, wie den wegwerfpapierkragen, hatte hunt auch pech; papierkragen kamen erst nach seinem tod in mode.so ähnlich lief es auch mit der sicherheitsnadel. hunt soll sie in drei stunden entwickelt haben, um einen typen, dem er 15 dollar schuldete, bezahlen zu können. er patentierte sie zwar, verkaufte das patent aber gleich darauf für 400 dollar. das prinzip war so einfach wie genial und preiswert. die „anstecknadel“, patent nr. 8621, bestand aus einem einzigen stück messingdraht, brauchte kein scharnier mehr, weil sie an einem ende zu einer feder gewickelt, am anderen spitzen ende in eine klammer gedrückt wurde, so dass man sich nicht verletzen konnte. milliardenfach verkauft, unentbehrlich bis heute und daher keine überraschung: in den usa ist der 10. april der „safetypin day“.
