
im ballhaus „resi“ = residenz-casino gab‘s die allerersten tischtelefone… 1908 hatte paul baatz seine „prachtsäle alt-berlin“ in der blumenstraße 10 (heute: singer-/ifflandstraße) neben dem residenztheater eröffnet. nach dem ersten weltkrieg ließ er sie zum ballhaus umbauen. das resi hatte eine tanzfläche für über tausend gäste, dazu salons, vier bars, einen biergarten, ein karussell und gute küche zu kleinen preisen (die zutaten stammten aus einer eigenen gärtnerei bei grünheide).
vor allem aber hatte baatz verrückte ideen und einen genialen haustechniker: otto przystawik. der installierte im februar 1927 die erwähnten tischtelefone, 200 an der zahl, und an jedem tisch eine säule, mit gut sichtbarer nummer (leuchtete die rot, war kontakt erwünscht, blau hieß: nicht stören).
wer zu schüchtern zum telefonieren war, konnte der/dem angepeilten stattdessen eine botschaft per rohrpost zukommen lassen. denn przystawnik hatte auch eine rohrpostanlage mit 135 ausgabestellen gebastelt. man konnte aber nicht nur briefchen, sondern auch kleine geschenke durchs rohr jagen. die gab es praktischerweise gleich mit zu kaufen; die gäste hatte die wahl zwischen 135 artikeln. beides kam bombig an. baatz warb auf postkarten mit “jeder einmal in berlin, jeder einmal im resi” – eine aufforderung, die für berliner nicht nötig war. sie rannten ihm die bude ein. das resi war der perfekte ort zum anbandeln. und zum stauen über die wunder der technik.
denn die telefonierei war nicht alles. über der tanzfläche hatte otto przystawnik verspiegelte globen angebracht, die sich im rhythmus der musik öffneten und schlossen und der boden des tanzsaals bestand aus reflektierendem glas. über die beleuchtung im resi gibt es verschiedene angaben. manche quellen sprechen von knapp 30.000 glühbirnen, andere von über 86.000, die das resi zu einem lichttempel gemacht hätten. egal, geglimmert hat’s gewaltig und 1928 kam ein weiterer publikumsmagnet hinzu, den man so noch nicht gesehen hatte. baatz und przystawnik bauten beleuchtete springbrunnen ein, die im takt der musik und von verschiedenfarbigen scheinwerfern angestrahlt, bis zur decke sprudelten, und sie veranstalteten daneben nun illuminierte themenabende…
irgendwann wurde die konkurrenz aber wohl doch zu groß. 1939 schloß das resi, das gebäude brannte im krieg aus.
(baatz begann 1951 im früheren festsaal der happoldt’schen bauerei an der hasenheide 32-38 neu und noch pompöser. dann war die zeit der großen tanzorchester endgültig vorbei. 1978 war schluß. ein jahr später wurden die säle im zuge der kahlschlagsanierung gesprengt.)
