
find ja diese beutelbücher äußerst schick. sie sind leider ausgestorben. waren vom 14. bis 16. jh. in mode, heute existieren nur noch schlapp zwei dutzend originale, aber abbildungen gibt’s reichlich. wie man sieht, hatten sie über dem eigentlichen bucheinband aus holz und leder einen zweiten bezug, der so weit über das buch herausragte, dass ein großer zipfel entstand, den man, mit bändern oder messingringen versehen, am gürtel befestigen konnte oder man trug das ding wie eine handtasche, um nicht zu sagen wie den stoffbeutel aus’m osten. verglichen mit den sonst zu dieser zeit üblichen riesenfolianten jedenfalls sehr innovativ und praktisch. besonders für händler, die mal eben ein paar zahlen notieren oder für angeber, die ihre bildung und ihren status vorführen wollten. wie heute das neuste iphone oder so. zuerst wurden sie aber von geistlichen für religiöse texte benutzt und auch in klosterbuchbindereien hergestellt. erst dann entdeckten wanderärzte und kaufleute sie für sich; dank der holzdeckel und metallbeschläge konnte man unterwegs auch prima wegelagerer damit verkloppen, echt jetzt. und die reichen hofdamen ließen sich ihre bunt ausgemalten stundenbücher als beutel binden, um sie dekorativ am gürtel herumtragen zu können. dafür duften sie natürlich nicht allzu groß sein. sie hatten maximal heutiges taschenbuchformat. eines der erhaltenen originale von 1540, das der nonne katharina röder von rodeck gehörte, mißt sogar nur knapp 10×8 cm.
i.v. buchbinder wanninger
