Die Kippen mit dem Pappmundstück

wer kennt die noch? belomorkanal, die papierossy mit dem pappmundstück zum knicken. „беломорканал“ wurde 1932 zu ehren des neuen weißmeer-ostsee-kanals (belomorsko-baltiysky kanal) in der leningrader urizki-fabrik entwickelt. die mischung hat der werksingenieur wassili iondi kreiert und die verpackung der grafiker andrey tarakanow (sie hat sich optisch wenig geändert, zeigt nach dem krieg aber die sowjetische grenze und anders als vorher neben dem belomor-kanal nun zwei weitere inländische kanäle).

bis zum zweiten weltkrieg war belomorkanal eine der wenigen marken auf dem sowjetischen markt und auf jeden fall die meistgerauchte – vor allem in der armee, später auch in allen möglichen subkulturen und der „intelligenzja“.
die papierossy gelten immer noch als die stärksten zigaretten europas, vielleicht sogar der welt (im russischen meint „zigaretty“ allerding nur die mit filter).
wir haben die als jugendliche auch geraucht, weil die spottbillig und furchtbar cool waren. es waren 25 stück drin, die verpackung, schlecht gedruckt und aus ziemlich grober pappe wie auch das mundstück (russisch мундштук = mundschtuck), das man natürlich auch zum kiffen gebrauchen konnte.
belomorkanal qualmen ist mir damals aber schlagartig vergangen, als ein mitstudent erzählte, dass der kanal in einem affentempo von zwangsarbeitern aus stalins gulags gebaut wurde und abertausende „feinde der revolution“ dabei vor hunger und erschöpfung elendiglich krepiert sind (die zahl der toten variiert zwischen gesicherten 50.000 und, wie solschenyzin behauptete, 250.000).
how ever. für mich waren die dinger immer ein symbol für was ganz doll „russisches“ oder „sowjetisches“. hab grad fast einen schock bekommen, als ich las, dass das us-unternehmen reynolds schon seit 1992 mehrheitseigentümer von uritsky ist:)

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