
bin immer noch im mittelalter. keuschheitsgürtel haben nur wenig mit keuschheit und nix mit dem mittelalter zu tun. die museumsstücke, die man so kennt, sind fake-produkte des 19. jahrhunderts.
die älteste bekannte abbildung stammt zwar von 1405, und ein konrad kyeser von eichstätt schrieb damals, in florenz würden frauen solche „eisenhosen“ tragen, aber es gibt keinerlei weitere belege dafür, möglicherweise war konrad auch nur ein kleiner witzbold. der mythos vom kreuzfahrer, der gattin oder mätresse in eisen schließt und sich mit dem schlüssel in der tasche für unbestimmte zeit vom acker macht, um das heilige land rückzuerobern, ist erst in der barockzeit entstanden, die die vorfahren besonders finster aussehen lassen wollte. medizinhistoriker gehen davon aus (was einem auch als laie hätte auffallen können), dass beim stand der medizin und hygiene im mittelalter niemand in einem solchen korsett lange überlebt hätte – das metall auf nackter haut, urin, kot und menstruationsblut hätten in nullkommanix zu geschwüren und tödlichen infektionen geführt.
auch für den einsatz als straf- oder folterwerkzeug finden sich keine seriösen belege. echte artefakte wie auch beschreibungen in der literatur existieren erst aus dem 17./18. jh. und auch da wurden die dinger offenbar nur kurzfristig und freiwillig getragen, etwa als vergewaltigungsschutz auf reisen oder sexspielzeug, und sie waren zwar aus eisen wie die phantasienachbauten in den museen, aber immerhin halbwegs ergonomisch geformt und dick mit leinen oder samt gepolstert.
im prüden 19. jh., vor allem im victorianischen england, wurden keuchheitsgürtel dann tatsächlich eingesetzt – etwa bei dienstmädchen zur abwehr der aufdringlichen herrschaft oder als masturbationsverhinderer, dies bei männlein und weiblein gleichermaßen. übrigens gab es bei juden in einigen gegenden den brauch, der braut einen ledernen keuchheitsgürtel zu schenken, den sie bis zur hochzeit tragen sollte, während sie dem bräutigam einen selbstbestickten tefillimbeutel zukommen ließ. beten hilft, weiß man ja.
