Juden in Split

split (bzw. das nahgelegene römische salona) hatte schon im 5. jh. eine jüdische bevölkerung. die öllampen, münzen und steine mit eingravierter menora aus den kellergewölben des kaiserpalasts sind heute im örtlichen archäologischen museum zu sehen.

wichtiger für die entwicklung splits aber werden am ende des 15. jh. aus portugal vertriebene juden. vor allem ein gewisser daniel rodriga, der die quarantäne- und hafenanlage „lazaretti“ bauen lässt und split für die venezianer zu einem knotenpunkt auf dem handelsweg von europa in den orient macht. bis heute erinnert ein straßenname in der altstadt an ihn. 
hier, in den engen hohen gassen direkt hinterm diokletianpalast, lag auch der jüdische wohnbezirk (mit wohl aber nie mehr als 300 bewohnern). die mittelalterliche jüdische gemeinde wurde „zueca“ genannt, ein begriff, der auch für gerber und färber verwendet wurde. der nordwestturm des palastes heißt bis heute „zidovska kula“, jüdischer turm, weil die juden 1657 beauftragt wurden (posto degl ‚ebrei) den turm gegen die türken zu verteidigen.
anders als in dubrovnik wurde erst im späten 18. jh ein ghetto eingerichtet (als der einfluss venedigs ab und der der kirche zunahm) und auch nicht für lange. mit der ankunft der franzosen erhielten juden die bürgerrechte, die ihnen 1813 von den österreichern allerdings teilweise wieder aberkannt wurden.
eine berühmtheit in split war der jüdische verleger, politiker und lokalpatriot vid morpurgo (aka marburg), der in split den drittältesten buchladen europas gegründet hatte; leider ist er mangels kundschaft seit kurzem geschlossen, man kann durchs fenster aber noch die gedenktafel für morpurgo und im stadtmuseum eine kleine ausstellung sehen, die seine aktivitäten beleuchtet, u.a. hat er auch die erste leihbibliothek in split, die erste dalmatinische bank und eine gut gehende schnapsbrennerei betrieben. morpurgo starb 1911, zu einer zeit, als auch der hafen von split zusehends an bedeutung verlor und viele juden deswegen nach triest gingen. dafür kamen andere, die aus bosnien fliehen mussten. in der ns-zeit, nach der kapitulation der italiener schloss sich ein teil der gemeinde titos partisanen an, 148 spliter juden wurden hier oder in auschwitz ermordet, die meisten sephardim (wie ein onkel von adriana altaras), aber es gibt auch aschkenasische namen auf den gedenktafeln in der synagoge.
die ist von 1502 (erweitert 1728) und nach der in dubrovnik und prag die drittälteste in europa. klein und unauffällig, im zweiten stock eines mittelalterliches hauses an der westwand des diokletianpalastes gelegen. 1942 verbrannten kroatische und italienische faschisten das mobiliar und die kultgegenstände auf dem marktplatz. das heutige interieur besteht aus späteren schenkungen. und es leben auch nur noch ein paar dutzend juden in split, die sich aber sicher fühlen, so eines der gemeindemitglieder; „die in serbien müssen mehr angst haben als wir“, sagt er, „und ihr jetzt ja wohl auch“.

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