Katzbuckeln

ich habe einen kleinen freund, mit dem ich deutsch büffele. er hat im aufsatz was von „in den arsch gekrochen“ geschrieben, was ihm die lehrerin (neben den tausend rechtschreibfehlern) rot angekringelt und mit einem großen „A“ – vermutlich für „ausdruck“- versehen hat. wir haben also im wörterbuch nachgesehen und besprochen, was er stattdessen hätte verwenden können: kriechen (ohne arsch:), anbiedern, schmeicheln, einschleimen zum beispiel. die wörter kannte er auch alle, aber andere scheinen am aussterben zu sein, die hatte er noch nie gehört. ich erkläre ihm also, dass man sich früher verbeugen musste vor höhergestellten, je tiefer, um so respektvoller oder unterwürfiger. und erzähl ihm was vom „dienern“, vom „bückling“ machen (nein, von bücken, nicht vom fisch), vom „kotau“ (ich mache das vor, schmeiß mich auf den boden, kopf auf‘s parkett und finde einen ring wieder, der schon ewig verschwunden war), vom „kratzfuß“ (nein, mann, der hat keine flöhe; der zieht beim verbeugen einen fuß scharrend in einem großen bogen hinter den anderen) und vom „antichambrieren“ („antifa was?“ – nee, von französisch „vorzimmer“ für schmeichelnd vor der tür eines mächtigen herumlungern, um seine gunst zu erlangen; – ach so, klar! wie dennis, der steht ständig vorm lehrerzimmer und will petzen“). mein letzter vorschlag ist „katzbuckeln“. aber da protestiert er. das sei doch quatsch. weil, wenn das heiße, dass sich einer vor unterwürfigkeit so tief verbeuge, dass sich der rücken wie bei einer katze krümme, sei das doch genau das gegenteil von dem, was eine katze damit bezwecke – wenn die einen buckel mache, wolle sie größer und gefährlich er aussehen als sie ist und ihrem gegenüber drohen. da hab ich noch nie drüber nachgedacht. aber ich schätze, das bürschlein hat recht. und wir haben beide was gelernt:)

zwei männer, einander in höherer stellung vermutend, begegnen sich. paul klee 1903

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