Kriegerinnen

agooji bzw. mino oder „n’bonmiton” (unsere mütter) hießen die kriegerinnen der historisch einzig bekannten reinen frauenarmee der neuzeit, der elitetruppe der westafrikanischen könige von dahomey, dem heutigen benin.

ihre anfänge gehen bis ins 17. jh. zurück, wobei nicht gänzlich geklärt ist, wie dieses heer entstand – möglicherweise aus frauengruppen, deren aufgabe es war, elefanten zu jagen, während die männer im krieg unterwegs waren, oder aus der weiblichen palastwache der könige, denn außer ihnen selbst durfte kein mann den riesigen palastkomplex (heute weltkulturerbe) in der hauptstadt abomey betreten. in jedem fall wurde die damenarmee zur wunderwaffe der könige – als leibgarde, steuereintreiber und gesetzeshüter in friedenszeiten, und als gefürchtete gegner im krieg gegen benachbarte völker und bald auch gegen die kolonialmächte. die armee hatte etwa 6000 soldatinnen, die völlig autonom von der gleichgroßen männerarmee operierten, in kriegszeiten konnten es aber bis zehnmal so viel sein.
rekrutiert wurden die frauen aus dorfbewohnerinnen und sklavinnen, aber es war auch usus, die jeweils älteste tochter dem könig zu überlassen; andere waren abservierte konkubinen des königs, und manche frauen meldeten sich freiwillig, um der armut zu entfliehen (als agooji wurden sie gut mit lebensmitteln, alkohol und tabak versorgt).
sobald die frauen in den militärdienst eingetreten waren, verloren sie ihre familie, die armee wurde familienersatz. und für männer waren sie von da an absolut tabu, unberührbar, denn sie hatten den status einer ehefrau des königs, zudem hätten sie als schwangere auch weniger gut kämpfen können.
auch die „offiziere“ der einzelnen regimenter (jedes hatte andere uniformen), waren frauen. die amazonen waren mit speeren, bögen, scharfgeschliffenen langen stangen, macheten, kriegskeulen, und mit alten holländischen steinschloss-musketen ausgerüstet. 
zum beginn ihrer ausbildung wurden sie einem doppelt so harten drill wie männer unterzogen: sie mussten mutproben bestehen, ringen, boxen, klettern, laufen, schießen, schmerzen aushalten (sich u.a. barfuß durch dornenbüsche kämpfen, tagelang ohne nahrung im wald überleben usw.). eine ihrer aufgaben: als verkleidete händlerinnen dörfer ausspionieren, sie dann ausplündern und niederbrennen, und brutal töten – zu abschreckungszwecken auch mal köpfe und gliedmaßen abschneiden oder das blut des feindes von der klinge ihrer waffe lecken. dies teilweise unter einfluß von gin, der zur ermutigung und als teil der vodoo-kultur getrunken wurde. einen zeitzeugenbericht dazu hat der missionar francesco borghero geliefert, dem 1861 in abomey vom könig ein renommiermanöver mit solchen details vorgeführt wurde.
dank dieser frauen, die deutlich effizienter als ihre männlichen kollegen gewesen sein sollen, eroberten die dahomey das gesamte heutige gebiet von benin und wichtige seehäfen, die ihnen die handelrouten nach europa und amerika öffneten. denn ihre gefangenen verkauften sie in großer zahl als sklaven (könig gezo machte u.a. dicke geschäfte mit dem brasilianischen sklavenhändler francisco felix de souza) oder ließen sie auf den eigenen palmöl-plantagen schuften (wegen der beginnenden industriellen revolution waren öle und fette äußerst interessant für den europäischen markt); einige gefangene wurden auch in den alljährlichen vodoo-zeremonien (xwetanu) als menschenopfer geköpft. der könig ließ sich aus den schädeln der getöteten feinde einen schädelthron bauen. verloren die frauen eine schlacht oder gaben auf, ohne vom könig zum rückzug aufgefordert worden zu sein, drohte ihnen selbst die todesstrafe. die frauen waren täter und opfer zugleich. die europäer übertrieben allerdings stark in ihren berichten über die grausamkeit der „wilden amazonen“.
belegt ist jedoch, dass könig behanzin 1890 eine französisch besetzte hafenstadt von seinen amazonen erobern ließ und die ihm den kopf des gouverneurs schickten, eingewickelt in eine französische fahne. daraufhin erklärte frankreich dahomey, zu der zeit eines der letzten noch nicht kolonialisierten länder afrikas, den krieg. und die europäer hatten eindeutig bessere und moderne waffen. auch wenn sich der könig zwischenzeitlich mit deutschland gegen frankreich verbündet hatte und sich die kriegerinnen in den folgenden 23 schlachten todesmutig in guerilla-taktik wehrten (ihre letzten feinde waren voll des lobes für ihren mut – der französische fremdenlegionär bern nannte sie „außerordentlich mutig, kampfkundig und diszipliniert“; der seeoffizier henri morienval: „sie warfen sich mit ungeheurer tapferkeit auf unsere bajonette“), wurde ein großteil der amazonen getötet und dahomey 1894 französische kolonie. nur etwa 50 agooji überlebten. die letzte kriegerin – ihr name war nawi – soll hochbetagt erst in den 1970er jahren gestorben sein.

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