Penisbäume


penisbäume kommen in vielen mittelalterlichen legenden vor. die angst vor zauberinnen und hexen, die penisse stehlen, war europaweit verbreitet (dafür gibt’s sogar einen eigenen kulturhistorischen begriff: „penispaniken“). der deutsche dominikaner heinrich kramer schreibt 1486 in „malleus maleficarum“: „hexen … sammeln männliche organe in großer zahl … und legen sie in ein vogelnest oder schließen sie in eine kiste ein.“ dort beginnen sie ein eigenleben und „bewegen sich wie lebende mitglieder [tiere] und essen hafer und mais, wie viele es gesehen haben“, so im „hexenhammer“ weiter.
die hexe als kulturelle figur stellte die korrupte, verschmutzte frau dar und wurde häufig als verdrehte hausfrauenfigur dargestellt. ein großer teil dieser konstruktion wurzelte in der angst vor weiblichem vergnügen, und als solche waren die verbrechen der hexe oft sexuelle übertretungen wie ehebruch oder abtreibung. die mythen konzentrierten sich auf männliche ängste, insbesondere sexueller und phallozentrischer art und führten wie in kramers pamphlet zur rechtfertigung der inquisition.
die seltenen abbildungen von penisbäumen tauchen aber schon im 13. jh. auf, wie in einem französischen manuskript, auf dem nonnen die früchte eines penisbaums ernten (erstes bild). die zweite (und im detail dritte) abbildung zeigt ein schönes wandgemälde an einem brunnen in massa marittima in der toskana, ebenfalls aus dem 13. jh. hier hängen 25 penisse in verschiedenen formen und größen einschließlich hoden wie blätter an den ästen und unter dem baum stehen acht frauen, von denen eine dabei ist, die phalli zu pflücken und sich zwei andere um eins der exemplare streiten.
zuerst namen die historiker an, dieser baum wäre ein fruchtbarkeitssymbol, weil er sich an einem brunnen, also in der nähe des lebenspendenden wassers befindet. der direktor des zentrum für toskanische studien der uni leicester, george ferzoco, hat aber eine andere erklärung. er ist sicher, bei dem fresko handele es sich um politische propaganda, die von einer toskanischen fraktion in auftrag gegeben wurde, um den ruf einer anderen zu schädigen: als das bild gemalt wurde kontrollierten die welfen die stadt massa marittima. sie präsentierten sich als sauber lebende, aufrechte partei in der toskanischen politik, sagt ferzoco, die ihre konkurrenten um die macht – die ghibellinen – an den pranger stellen wollten (das berühmteste opfer ihrer dauerfehde war der dichter dante, ein welfe, der 1302 aus seiner heimat florenz vertrieben wurde). die botschaft des bildes (das die schon damals kursiende o.g. legende zitiert, nach der hexen männern die penisse entfernen und sie in vogelnestern gefangen halten, wo sie sich dann vermehren usw.) laute: wenn die ghibellinen an die macht kommen, bringen sie häresie, sexuelle perversion und hexerei in die stadt. beware!

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