Stehroller

 joseph merkel hat nicht nur die „flying merkel“ gebaut, er war auch schuld daran, dass schon nach dem ersten weltkrieg auf deutschen straßen motorisierte „stehroller“ unterwegs waren, die so ähnlich wie die heutigen e-scooter funktionierten. die firma krupp hatte ihr neues friedensspielzeug, den „motorläufer“, der 30 km/h fahren konnte und zusammenklappbar war, nämlich mit joseph merkels einzylinder-viertaktmotor ausgerüstet.

in den usa waren die scooter schon etwas länger auf dem markt, dort hießen sie „autoped“. die grundidee, zweiräder mit batterien zu versehen stammte schon aus den 1840ern und 1895 hatte der amerikaner ogden bolton schon mal ein patent für ein batteriebetriebenes fahrrad, aber das „autoped“ ist wohl der eigentliche vorfahre des heutigen e-scooters. eine verkehrsregelung, ampeln oder verbote für fahren im suff gab es noch nicht und das autoped von arthur cecil gibson und joseph frederic merkel bekam freie fahrt. der prototyp wurde 1913 gebaut, die massenproduktion ging 1915 los. die flugpionierin amelia earhart hatte eins, die new yorker post fuhr ihre pakete damit aus und die polizei klagte bald, weil jugendbanden – genannt „the long island bogtrotters“ – auf ihren autopeds brooklyn, queens und manhattan terrorisierten.
mit dem weltkrieg erreichte die scooter-begeisterung dann eben auch die alte welt. auf facebook sieht man immer wieder mal die adlige britische frauenrechtlerin oder „suffragette“ lady florence norman 1916 auf einem scooter in london, oder – wie hier auch zu sehen – gut gekleidete herren auf fotos aus paris oder berlin.
in england hießen die scooter „scootamota“ (in frankreich „trottinette électrique“), wurden von abc motorcycles hergestellt und hatten auch einen sitz. in deutschland war es, wie gesagt, die firma krupp. sie pries die scooter als billig, sicher und bequem an, stellte die produktion aber nach drei jahren wieder ein. offenbar waren vor allem die straßen zu schlecht für das gefährt. in den usa war das aus für das autoped schon 1919 gekommen: sie wurden zu oft geklaut, waren aber zu schwer, um sie jedesmal ins haus schleppen, der straßenverkehr nahm zu, das fahren wurde gefährlicher und sie waren zu langsam gegenüber autos… bis dann in den 1930er ein revival kam und dann noch eins usw usw

Hinterlasse einen Kommentar