
totenbretter habe ich zum ersten mal in bayern auf den Dörfern gesehen. hab verschiedene leute gefragt, was das denn sei. die haben erzählt, dass man die verstorbenen früher zu hause auf ein sogenanntes sterbebrett oder totenbrett gelegt hat (irgendein brett, was halt vorhanden war), bis der tischler den sarg fertig hatte bzw. bis nach drei tagen die beerdigung stattfand (leichenhäuser gab es noch nicht). noch früher (särge gibt es in bayern erst seit dem 17./18. jahrhundert) hat man die toten in ein leinentuch gewickelt, auf diesem brett zum friedhof getragen und direkt von dem brett aus ins grab gelassen und das brett verbrannt oder anderweitig benutzt.
später, als es schon särge gab, wurden die bretter nach der beerdigung zum schreiner oder maler gebracht und mit den namen und lebensdaten, manche auch mit gedichten oder gebeten beschnitzt oder bemalt und dann am hof oder haus aufgestellt, neben die bretter der anderen familienmitglieder, oder an eine wegkreuzung, damit die leute, die vorbeigehen, die toten in ihr gebet einschließen und sich ihrer eigenen sterblichkeit erinnern.
nach dem volksglauben war der verstorbene erst aus dem fegefeuer raus und seine seele erlöst, wenn das holz so vermodert war, dass das brett umfiel. einer hat mir erzählt, dass man deswegen oft bretter aus ganz weichem holz genommen oder die bewusst völlig ungeschützt aufgestellt hat, damit das holz schneller verfault.
heutzutage stehen die erhaltenen alten bretter – wie die auf den fotos – meist gesammelt an einer stelle im dorf, in der nähe der kirche oder im museum.
inzwischen werden wieder solche totenbretter aufgestellt, ohne dass zuvor jemand auf ihnen aufgebahrt war, nur zu erinnerung und um das brauchtum zu bewahren (sie sind auch schmaler und kürzer als die echten alten).
