Arier-Paragraf im Vegetarier-Paradies

am 28. mai 1893 gründen 18 vegetarier das lebensreformprojekt „eden gemeinnützige obstbau-siedlung eg“ in oranienburg bei berlin. erster vorsitzender der selbstversorger ist der kaufmann bruno wilhelmi. er wirbt per annonce um neue siedler:

„…»Eden« ist der verheißungsvolle Name unseres Unter­nehmens; also ein Eden, ein Paradies wollen wir uns schaffen? Allerdings, nur nicht von heut auf morgen. Auch müssen alle, welche noch an die Möglichkeit eines Paradieses auf dieser Erde glauben, tatkräftig mithelfen. Entwickeln wir unser Programm, um Mitarbeiter zu werben. Im Paradies herrscht Friede: Lassen wir zunächst den Tiermord. Das Paradies ist ein Garten: In einen Garten wollen wir unseren Acker verwandeln, in einen Garten, der alle Sinne entzückt. Wir werden zunächst zu unserer Nahrung Wurzeln und Kräuter sowie Obst säen und pflanzen, später Ziersträucher und Bäume, sowie Blumen zu unserer Freude. (…) In Eden herrscht Geselligkeit: Geselligkeit wollen wir auch pflegen, Geselligkeit und geistiges Leben. Zu fruchtbarer Geistestätigkeit werden wir uns alle Grundbedingungen schaffen: Gesundheit, erworben und erhalten durch reine Nahrung, Betätigung im Freien, Pflege des Körpers mit Hilfe von Licht, Luft und Wasser, Sorgenlosigkeit als Folge unserer leicht befriedigten, geringen körperlichen Bedürfnisse.…“

die edener predigen nicht nur frieden, vegetarismus und abstinzlertum. seit dem ersten weltkrieg kommt völkisches denken und antisemitismus hinzu, weil zum siedeln schließlich nur deutsches ariertum fähig ist. und so darf die genossenschaft, die ihre satzung 1933 um einen arier-paragrafen bereichert, ihr sauerkraut, ihre erdbeeren, ihr pflanzen-fleisch und ihre ersatzbutter etc. auch während des nationalsozialismus weiter verkaufen, während sich der dachverband der vegetarier auflöst, um der gleichschaltung zuvorzukommen. 
die siedlergenossenschaft „eden“ hat die ddr und die wiedervereinigung überlebt und existiert in kleinerer form bis heute als ältestes deutsches lebensreformprojekt. über das völkische denken der vorgänger erfährt man auf der homepage leider nix: http://www.eden-eg.de

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