Courbet und der Ursprung der Welt

gustave courbet *10. juni 1819, rauft sich die haare. er gehört zu den malern, deren werke von ihren zeitgenossen gern mal demoliert, zerschnitten, verbrannt oder weggesperrt wurden – wegen „verstoßes gegen die religiöse moral“, genereller „anstößigkeit“ oder „skandalöser“ details. kaum vorstellbar, gäbe es nicht facebook & co, die beispielsweise seinen „ursprung der welt“ auch heute wieder sperren würden (hätte ich ihn hier nicht „bedeckt“). courbet hatte das provokante ölgemälde 1866 im auftrag des türkischen diplomaten und sammlers khalil şerif paşa geschaffen, der in paris eine exzellente kunstsammlung mit vorwiegend weiblichen akten besaß. allerdings war khalil bey auch ein spieler und einer mit einer langer pechsträhne. er geriet in geldnot und musste seine sammlung verkaufen und mit ihr den „ursprung der welt“, der danach, weil manche in der darstellung einer vulva pornografie sahen (und sehen), für weit über 100 jahre quasi unsichtbar wurde. anfangs war das bild in besitz eines pariser antiquitätenhändlers, der es hinter einer eigens dafür gebauten abdeckung aufbewahrte, die mit einer unverfänglichen landschaft+schloss-szene bemalt war und sich nur mit einem schlüssel öffnen ließ. 1910 kaufte es der jüdische maler und sammler ferenc von hatvany und nahm es mit nach budapest. im zweiten weltkrieg entging es den kunstraubenden nazis nur, weil er es unter falschem namen in einem banktresor versteckt hatte. allerdings öffneten russische soldaten die tresore 1945 und verkauften auch „l’origine du monde“ auf dem schwarzmarkt. aber irgendwie gelang es hatvany sein gemälde zurückzukaufen. und als er 1947 nach frankreich emigrierte, schmuggelte es die frau seines neffen für ihn nach paris. hatvany starb 1958, das bild muss er vorher weiterverkauft haben. denn seit 1955 hing es im landhaus des psychoanalytikers jacques lacan, auch hier hinter einem landschaftsbild mit schieberahmen verborgen. nach seinem tod und dem seiner frau sowie einigen zwischenstationen landete es 1995 schließlich im pariser musée d’orsay, wo es seitdem ausgestellt ist, aber aus angst vor möglichen kulturtaliban von einem eigens dafür abgestellten wachmann gehütet wird.

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