
elena lucrezia cornaro piscopia *25. juni 1646 – die weltweit erste frau doktor…
die tochter des venezianischen prokurators giovanni baptista cornaro war ein universaltalent und bekam ihren unterricht von den bekanntesten gelehrten ihrer zeit. schon mit sieben jahren sprach sie fließend latein und altgriechisch und wurde von ihrem ehrgeizigen vater als „wunderkind“ vorgeführt. später kamen hebräisch, arabisch, französisch und spanisch hinzu; sie spielte cembalo, violine, clavichord und harfe und erhielt eine fundierte ausbildung in philosophie, theologie und mathematik. elena wäre eine „gute partie“ gewesen, aber heiraten kam für sie trotz der vielen angebote nicht in frage: „eher würde ich mich wie eine sklavin behandeln und wie ein hund anleinen lassen“, schrieb sie an ihren lehrer. stattdessen wurde sie – gegen den willen ihrer eltern – benediktineroblate, trat aber nicht in das kloster ein. sie übersetzte geistliche werke ins italienische, hielt vorlesungen in mathematik an der universität padua, wurde mitglied mehrerer akademien, und eines tages schlug ihr philosophieprofessor carlo rinaldi, ein freund galileis, ihr vor, sie solle doch in ihrem lieblungsfach, der theologie, promovieren. der kardinal und der bischof von padua, der zugleich kanzler der universität war, lehnten das gesuch (die promotion hätte auch eine kirchliche lehrbefugnis eingeschlossen) jedoch ab. in ihrer begründung beriefen die herren sich auf den korintherbrief: „wie es in allen gemeinden der heiligen üblich ist, sollen die frauen in der versammlung schweigen; es ist ihnen nicht gestattet zu reden. sie sollen sich unterordnen, wie auch das gesetz es fordert.“
da elena zu dieser zeit dank ihrer leistungen schon sehr berühmt und ihr lehrer und ihr vater sehr einflußreich waren, erreichten sie jedoch einen kompromiss: piscopia erhielt die genehmigung, statt in theologie in philosophie zu promovieren. das war ein solch sensationelles ereignis, dass die verteidigung von der universtät in die kathedrale von padua verlegt werden musste, um allen honorationen einen platz zu sichern. dort sprach sie auf latein über die logik des aristotoles, bestand die prüfung mit bravour und erhielt am 25. juni 1678, ihrem 32. geburtstag, als erste frau der welt den doktortitel. elena piscopia hat vielen frauen den weg zu einer akademischen laufbahn geebnet, starb aber selbst schon mit 38 jahren an tuberkulose oder nach anderen quellen an einer „pestbeule”.
