Größenwahn 

am 23. juni 1938 beginnen die arbeiten für die von albert speer nach einem entwurf hitlers konzipierte „große halle“ der reichshauptstadt „germania“. die 50 km lange ost-west-achse sollte von wustermark über die heerstraße, den großen stern (die siegessäule war dazu vom königsplatz vor dem reichstag hierher versetzt worden), unter den linden und frankfurter allee verlaufen und die 40 km lange nord-süd-achse als prachtstraße von moabit bis tempelhof ausgebaut werden, inklusive triumphbogen und repräsentativen gebäuden für alle zentralen institutionen der ns-macht. die „große halle“ bildete das kernstück der gigantomanischen pläne. mit einer höhe von 320 m höhe, einer grundfläche von 38.000 m² und platz für bis zu 180.000 besuchern (deren atem, wie speer befürchtete, kondensieren und als leichter regen auf die menge zurückfallen könnte) wäre sie mit dem 17-fachen volumen des petersdoms das mit abstand größte kuppelgebäude der welt geworden, das sich in einem 1200 m × 400 m großen wasserbecken spiegeln sollte und an einem aufmarschplatz für eine million menschen stehen sollte. 

für den abbau des granits und marmors und für den bau selbst sollten zwangsarbeiter und kz-häftlinge eingesetzt werden. fertig werden sollte die halle wie fast alle anderen bauten „germanias“ 1950. „berlin wird als welthauptstadt nur mit dem alten ägypten, babylon oder rom vergleichbar sein! was ist london, was ist paris dagegen!“ (hitler, märz 1942). daraus wurde bekanntlich nichts, außer dass teile der stadt abgerissen, juden aus ihren wohnungen vertrieben, andere berliner zwangsumgesiedelt und tote von friedhöfen umgebettet wurden.
heute befindet sich an der stelle, wo die kultzentrale stehen sollte, das zwar potthäßliche, aber vergleichsweise winzige bundeskanzler (innen)amt.

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