
der allererste „public enemy no. 1“, der bankräuber john dillinger, hätte heute geburtstag (*22.6.1903), aber die frau, die ihn an das fbi verriet, find ich interessanter.
anna sage, genannt „the lady in red“, wurde als ana persida cumpănaș in einem dorf im banat bei timișoara geboren, war mit ihrem ersten mann und ihrem sohn nach amerika ausgewandert (ihren nachnamen hatte sie von ihrem kurzeitigen zweiten ehemann, der seinen namen „suciu“ zu „sage“ anglisiert hatte) und arbeitete in indiana als prostituierte und puffmutter. als sie dillinger kennenlernte, war sie 45 und als betreiberin mehrerer bordelle in den fokus der behörden geraten, die ein abschiebeverfahren wegen unmoralischen verhaltens gegen sie eingeleitet hatten.
john dillinger war zu dieser zeit der meist gesuchte gangster amerikas und stand unter enormen druck, da ihn auch seine kumpels vom organisierten verbrechen auf die schwarze liste gesetzt hatten und sich weigerten, ihm zu helfen. dillingers unterwelt-anwalt konnte ihm zwar ein versteck in chicago besorgen, wo er sich einer plastischen operation unterzog, aber dort flog er raus, als ihm das geld ausging. zeitweilig versteckte er sich bei seinem großvater (einem deutschen einwanderer aus gisingen im saarland), bis ihn sein anwalt bei anna sage und deren freundin polly hamilton unterbringen konnte. anna sage erkannte dillinger trotz seiner gesichtsoperation und ergriff ihre chance. über ihren langjährigen ex-geliebten und beschützer martin zarkovich, einen polizei-sergeanten, machte sie den bundesagenten ein angebot: john dillinger gegen das auf ihn ausgesetzte kopfgeld von 10.000 dollar (heute etwa 190.000 dollar) und ihre einbürgerung. das fbi ging auf das geschäft ein…
kurz darauf informierte anna sage die polizei, dass sie mit dillinger und polly hamilton am nächsten abend ins kino gehen würde, um sich „manhattan melodrama“, einen gangsterfilm mit clark gable und myrna loy, deren fan dillinger war, anzusehen; und sie würde ein orangefarbenes kleid tragen, damit die polizei die drei leichter identifizieren konnte (dass sie später als „lady in red“ zur medien-ikone werden würde, lag am licht der straßenlaternen, die das orange kleid rot erschienen ließen).
am sonntag, den 22. juli 1934 schlenderte das trio also gegen 20.30 uhr arm in arm ins „biograph theatre“, sah sich den film an und betrat um 22.30 uhr wieder die straße. dillinger erkannte sofort, was ihn erwartete, riss noch eine pistole aus der hosentasche und begann zu rennen, wurde aber binnen sekunden von fünf kugeln niedergetreckt, um 22.50 uhr für tot erklärt (und konnte anschließend besichtigt werden; 3. foto). die drei schützen erhielten von john edgar hoover eine dicke belobigung und 27 personen wurden wegen ihrer unterstützung für dillinger später verurteilt. und anna sage? sie erhielt nur die hälte der versprochenen belohnung – und wurde trotzdem abgeschoben. zurück in rumänien konnte sie eine weile gut leben, bis einer ihrer geliebten einen großteil ihres vermögens bei pferdewetten verspielt hatte. sie starb 1947 verarmt in timișoara. in rumänien erzählt man sich, dass dillingers männer oder das fbi sie getötet haben, aber es war wohl eher die leberzirrhose.
