Lidice

„Betr. Ortschaft Liditz, Bezirk Kladno. Am 09.06.1942, um 19:45 Uhr, teilt SS-Gruppenführer K.H. Frank aus Berlin telefonisch mit, dass auf Grund einer Führerbesprechung die Ortschaft Liditz folgendermaßen zu behandeln ist: 

1. Alle männlichen Erwachsenen sind zu erschießen.
2. alle Frauen sind in ein Konzentrationslager zu überstellen.
3. die Kinder sind zu sammeln und, soweit eindeutschungsfähig, an SS-Familien ins Reich zu geben. Der Rest wird einer anderen Erziehung zugeführt.
4. die Ortschaft ist niederzubrennen und dem Erdboden gleich zu machen. (…) 
Böhme, Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD, 12. Juni 1942″
die mörderische ansage ist teil der vergeltungsaktion für das attentat auf reinhard heydrich, hitlers statthalter in prag, und wird am nächsten tag – heute vor 78 jahren – punkt für punkt umgesetzt. in der nacht umstellen angehörige der ss, gestapo und schutzpolizei das 500-seelendorf und treiben die bewohner zusammen. gegen 6 uhr morgens werden alle über 15jährigen männer in zehnergruppen in den garten des hofes der familie horak geführt und vor eine wand gestellt, an die ihre mörder matratzen gelehnt haben, um zu verhindern, dass querschläger das exekutionskommando – 20 schutzpolizisten aus halle unter der leitung von ss-hauptsturmführer max rostock – treffen. nach knapp zwei stunden sind die 173 männer tot (später werden 26 weitere erschossen, die sich auf nachtschicht in kladno befunden hatten). 
die 195 frauen und 97 kinder des dorfes bringt man in eine turnhalle nach kladno, und gegen mittag wird lidice samt kirche und friedhof wortwörtlich „dem erdboden gleich“ gemacht. die frauen werden drei tage später, bis auf 6 schwangere, die man erst noch in prag entbinden lässt, nach ravensbrück deportiert; 52 von ihnen werden hier sterben. die kinder schafft man in die „umwandererzentrale litzmannstadt“ und sortiert sie auseinander: 9 kinder kommen zur „germanisierung“ in „lebensborn“-heime, 7 babys in kinderheime, 81 in das vernichtungslager kulmhof. 
nach dem krieg gelingt es 17 kinder wiederzufinden, das schicksal der anderen ist nicht geklärt.

oben:: das letzte klassenfoto, aufgenommen acht tage vor dem massaker

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