Pferdetram

Juni 1865. pferdetram vor dem schloss charlottenburg. 

nach den pferdeomnibussen von simon kremser ins umland (ab 1825) und denen von israel moses henoch innerhalb der stadt (ab 1840) bekam berlin endlich auch eine pferdestraßenbahn: ab juni 1865, vorher fehlte die finanzierung, pendeln die wagen der „berliner pferde-eisenbahn-gesellschaft e. besckow“ zwischen dem brandenburger tor und charlottenburg hin und her, zunächst noch eingleisig. obwohl die neun kilometer lange fahrt über die berliner straße (heute straße des 17. juni) bis zum damaligen pferdebahnhof (heute kreuzung spandauer damm/sophie-charlotten-straße) stolze zweieinhalb silbergroschen kostet, hat die straßenbahn schon im ersten jahr 960000 fahrgäste, die es in die sommerfrische zieht. oft, wird berichtet, hätten an die hundert menschen an der haltestelle gewartet, und die bahn, die für maximal 50 personen zugelassen ist, nimmt teilweise doppelt so viele fahrgästen mit. eigentlich soll sie auch leute befördern, die an der strecke warten, ist aber meist so überfüllt, dass daraus nichts wird. da durch die vielen passagiere auch der fahrplan nicht eingehalten werden kann, dauert die fahrt fast genauso lange, als würden die leute zu fuß gehen. so spottet die satireschrift kladderadatsch in einem „reglement zur benutzung der berliner pferdebahn“, dass fußgänger, die die pferdebahn überholen, eine übereilungsstrafe von fünf silbergroschen zu zahlen hätten. wegen der anfälligen und kostenintensiven pferde wird bald nach alternativen gesucht, die erste „elektrische“ von siemens fuhr aber erst 1881.

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