
edward anthony jenner *17. mai 1749, gilt als entwickler der modernen pockenimpfung.
das gemälde stellt nach, wie der landarzt am 14. mai 1796 dem sohn seines gärtners, dem 8-jährigen james phipps, die erste impfung mit kuhpockenviren verpasst, die er einer pustel an der hand einer erkrankten melkerin entnommen hatte. jenner wußte bereits, dass melkerinnen, die sich mit (den ungefährlichen) kuhpocken infiziert hatten, in der regel nicht an den pocken, damals auch „blattern“ genannt, erkrankten. er stellte die hypothese auf, dass eine inokulation mit kuhpocken dieselbe immunität ermögliche wie eine durchstandene erkrankung und daher vor (menschen)pocken schützen würde. es funktionierte, der junge wurde immun. jenner und sein kleiner proband wurden später als die pocken-pioniere gefeiert. doch die ersten waren sie nicht.
in china gab es seit dem 10. jh. impfpraktiken gegen pocken. in indien wurden gesunde kinder in eiter beschmierten laken gewickelt, die von jemanden stammten, der eine leichte pockeninfektion überstanden hatte, damit sie ebenfalls erkrankten. in einigen regionen des nahen ostens war es seit dem 17. jh. üblich, sekret von an einer milden verlaufsform erkrankten person gesunden kindern in die haut einzuritzen, um eine milde erkrankung hervorzurufen und sie gegen die echten pocken zu immunisieren.
lady montagu, die belesene frau eines englischen botschafters in istanbul, hatte schon 1717 als erste von impfungen mit pockenviren nach europa berichtet. sie machte die methode auch am englischen hof bekannt. kaiserin maria theresia holte sich 1768 den niederländischen arzt jan ingenhousz nach wien, um ihre kinder impfen zu lassen. bereits in den 1760er-jahren soll john fewster in england kuhpocken-material bei der inokulation verwendet haben, ebenso der englische landwirt benjamin jesty 1774, der dafür aber angefeindet wurde, weil seine frau starke nebenwirkungen gezeigt hatte. und 1791 hatte der deutsche peter plett in holstein erfolgreich drei kindern „kuhblattern“ zum schutz vor menschenpocken geimpft; das rettete ihnen zwar das leben bei der folgenden pockenepidemie, aber auch ihm verging die lust, weil er die kinder ohne wissen ihrer eltern geimpft und die ihn angezeigt hatten.
die impfungen vor jenner blieben jedoch einzelfälle. seine vorgänger hatten ihre ergebnisse auch nicht veröffentlicht oder man hat sie nicht zur kenntnis nehmen wollen. mit jenners veröffentlichungen änderte sich das. wenngleich seine methode anfangs starken widerstand hervorrief. impfgegner versuchten ihn lächerlich zu machen und warfen ihm vor, blut zu „verjauchen“. zudem brachte die vorstellung, menschen mit tier-material zu impfen die kirche auf die palme.
dennoch setzte sich seine methode weltweit durch, u.a. weil er auf eine patentierung verzichtete. er befürchtete, dass ein patent die kosten für die ärmere bevölkerung zu hoch treiben würde. immerhin waren die pocken damals die vorherrschendste (und schwerzhafteste) seuche in europa, vor allem bei ärmeren. etwa zwei drittel der bevölkerung erkrankten, zwischen 20 und 30 % starben, im deutschen reich waren das jährlich zwischen 60000 und 70000 menschen.
und so ließ auch napoleon seine soldaten gegen pocken impfen und jenner 1804 einer ehrenmedaille schicken (trotz des kriegszustandes mit england). die russische zarin bedankte sich mit einem diamantring. und thomas jefferson lobte jenner: „medicine has never before produced any single improvement of such utility (…) you have erased from the calendar of human afflictions one of it’s greatest“. wie wahr!
im deutschen reich dauerte es bis zur allgemeinen impfpflicht gegen die pocken aber noch bis 1874. söders königreich bayern hatte sie schon 1807 eingeführt.
