
johann gottfried schadow *20. mai 1764, gilt als einer der bedeutendsten bildhauer und zeichner des deutschen klassizismus.
auf den beiden gemälden von georg weitsch, die heute im arbeitszimmer des bundespräsidenten im schloß bellevue hängen, sehen wir schadow und seine erste frau marianne im jahr 1795 – zehn jahre nachdem ihre große (und skandalöse) liebesgeschichte begonnen hatte.
marianne „mattel“ devidels war in prag geboren worden und tochter des wiener juwelenhändlers samuel devidels. bevor sie nach berlin kam, war sie wegen eines unehelichen kindes in ein kloster geflüchtet, dort vom judentum zum katholizismus konvertiert und hieß nun offiziell eigentlich anna augustine weissenau.
zu der zeit, als der junge schadow die fünf jahre ältere marianne im berliner salon von henriette herz kennenlernte, war er der tochter seines lehrmeisters tassaert versprochen. doch schadow verliebte sich kopf über hals in die schöne und belesene marianne und floh mit ihr nach wien zu ihren eltern. von dort aus reiste das liebespaar auf kosten samuel devidels nach italien und heiratete dort (schadow musste dafür ebenfalls zum katholizismus übertreten, kehrte aber zwei jahre später in berlin aus karrieregründen wieder zu den prostestanten zurück). noch in rom wurde 1786 der erste sohn des paares, karl zeno ridolfo, geboren, der bildhauer wie sein vater wurde; der zweite, wilhelm, kam 1788 in berlin zur welt und wurde maler.
bis marianne 1815 mit 57 jahren starb, schuf schadow seine berühmtesten werke wie die quadriga auf dem brandenburger tor und die „prinzessinnengruppe“. marianne wurde auf dem st. hedwigsfriedhof vor dem oranienburger tor beigesetzt (das grabmal, das schadow ihr dort geschaffen hatte, steht heute im märkischen museum). er selbst, der noch im gleichen jahr direktor der akademie der künste wurde, heiratete zwei jahre später erneut, diesmal caroline henriette rosenstiel, die tochter des direktors der königlich preußischen porzellan-manufaktur, mit der er vater von vier weiteren kinder wurde. doch seine große liebe, so heißt es, sei marianne geblieben.
