Suppenkunst 

justus von liebig (1803–1873) war schon mit 21 außerordentlicher professor für chemie an der uni gießen. ein nebenprodukt seiner wissenschaftlichen arbeit wurde die entwicklung eines verfahren für die herstellung von rindfleischextrakten, die er durch eindampfen gewann. ähnliches gab es zwar schon früher, in england wurde rindfleisch ausgekocht, zu einem gelee reduziert und anschließend getrocknet („portable soup“), in frankreich stellte man aus einer getrockneten gelantinierten masse „bouillontafeln“ her, aber liebigs verfahren setzte sich durch. nachdem er 1853 ein cholerakrankes mädchen, das keine feste nahrung mehr zu sich nehmen konnte, mit seiner nährstoffreichen fleischbrühe gerettet und darüber publiziert hatte, bekam er das angebot, in uruguay, wo es einen riesigen überschuß an rindfleisch, aber keine guten kühl- und transportmöglichkeiten gab, seinen extrakt in großem maßstab herzustellen. der wurde bald in der ganzen welt verkauft und bis zum ersten weltkrieg auch in den europäischen armeen zur truppenverpflegung eingesetzt. aber vielleicht interessanter als brühe sind die netten bildchen, die dem produkt zur werbung beigelegt wurden. auch wenn der namensgeber da schon unter der erde war: die ersten „liebigbilder“ kamen 1875 in paris in umlauf und die kleinen bunten chromolithographien, auf deren rückseite erklärungen zum jeweiligen bild standen, wurden schnell begehrter als der extrakt selbst, mit leidenschaft gesammelt, hoch gehandelt und oft kopiert. in den 100 jahren ihrer existenz erschienen über 11000 liebigbilder in zwölf sprachen, die oftmals den schulstoff ergänzten und das weltbild der kleinen sammler prägten…

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